Turnen (seit 1900)

Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn, bekannt als Turnvater Jahn, war ein deutscher Pädagoge, nationalistischer Publizist und Politiker. Er initiierte die deutsche Turnbewegung, die mit der frühen Nationalbewegung verknüpft war, um die deutsche Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung vorzubereiten. Jahn gilt als Begründer des deutschen Volksturnens, das sich im 19. Jahrhundert über ganz Deutschland verbreitete. Turnen, Sammelbegriff für körperliche Ertüchtigung, zog rasch viele Menschen in seinen Bann. Die entstehende Turnbewegung wurde öffentlich organisiert und entwickelte sich zu einem sozialen Treffpunkt für Jung und Alt aus allen Schichten.

Doch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Turnen noch eine Männerdomäne. Kampfgeist und Leistungsstreben galten als "typisch männlich". Kritiker des Frauensports - besonders unter Sportlern und Funktionären - sahen in "weiblichem Kraftmeiertum" eine Bedrohung der "natürlichen" Geschlechterordnung. In dieser Zeit gründeten einige Sportfreunde den Rumelner Turnverein.

Unsere eigentliche Reise durch die Geschichte der Turnabteilung beginnt aber in den Jahren 1946/47 - über die Zeit davor wurde im ersten Teil unserer Vereinsgeschichte bereits ausführlich berichtet.

Der Zweite Weltkrieg hatte das Vereinsleben nahezu zum Erliegen gebracht. Doch mit einem ersten Feldhandballspiel keimte das Pflänzchen "Rumelner Turnverein" wieder auf.

Und Hilfe ließ nicht lange auf sich warten: Zwei Familien waren es, die zur Wiederbelebung der Turnabteilung maßgeblich beitrugen. Karl Mund mit seiner Familie prägte den sportlichen Bereich, während die Familie Dimmer - Besitzer der Gaststätte "Waldborn" - Räume und Technik fürs Turnen bereitstellte. Der Saal der Gaststätte entwickelte sich kurzerhand zur Turnhalle und machte den "Waldborn" zum sportlichen wie gesellschaftlichen Zentrum der Region.

Im Bereich des Kunstturnens der Männer entstand bald der Wunsch nach Wettkämpfen - und dieser wurde auch umgesetzt. Mit gesundem Ehrgeiz trat man gegen benachbarte Vereine an. Unvergessen sind die Begegnungen in Asberg, Moers und Rheinkamp - Orte, in denen Turnlust und Wettkampfgeist ebenso lebendig waren wie in Rumeln.

Doch wer nun glaubt, die Turnabteilung habe ausschließlich aus männlichen Athleten bestanden, der irrt gewaltig!

Auch die Damen mischten kräftig mit: Gymnastikstunden im "Waldborn", Leichtathletik und sogar Handball - natürlich auf dem Großfeld. Über frühere Vorurteile wie "weibliches Kraftmeiertum" konnte man jetzt nur noch lachen.

Zeitzeuge Ewald Püttmann erinnert sich:

"Die wenigen Rumelner Bürger fanden ihre Freizeitgestaltung im Turnverein. Man betrachtete sich als große Familie, organisierte alles gemeinsam - und feierte auch gemeinsam. Der Verein war Mittelpunkt aller Freizeitgedanken."

Wie aktiv und tatkräftig die Abteilung war, zeigte sich 1950 mit der Einweihung des neuen Sportplatzes zum 50-jährigen Jubiläum. Nur dank des persönlichen Einsatzes zahlreicher Mitglieder konnte diese Anlage entstehen.

1955 sollte sich dann als entscheidendes Jahr für die Turnabteilung herausstellen. Ein junger Mann namens Armin Fischer zeigte Interesse am Kunstturnen - und wurde prompt eingeladen, sein Können beim Geräteturnen unter Beweis zu stellen. Staunend musste man es zur Kenntnis nehmen: Die gebotene Leistung war von keinem Rumelner Turner zu erreichen. Doch dann kam Karl Mund - Abteilungsleiter mit Weitblick - und nahm sich des jungen Armin Fischer an. Damit begann eine neue Ära in der Turnabteilung des Rumelner Turnvereins.

Mit Armin Fischer startete 1955 der Neuanfang des Turnens im RTV. Gymnastik und Geräteturnen fanden damals noch im Saal des "Waldborn" statt. Sonntags wurde draußen vor dem Restaurant geturnt - frische Luft inklusive! Noch im selben Jahr wurde Armin Fischer Gaumeister im Zwölfkampf-Kunstturnen. Starkes Comeback!

Die erste Rumelner Turnhalle wurde 1958 an der Marienfeldschule gebaut. Ab da wurde nicht mehr im Saal oder Freien geturnt, sondern mit Hallenboden unter den Füßen und Dach überm Barren. Ab diesem Zeitpunkt war der RTV über Jahre der erfolgreichste Kunstturnverein im Turngau Moers und im Rheinischen Turnerbund.

Seitdem wurden jährlich Vereinsmeisterschaften für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Bei Kreis-, bezirks- und rheinischen Meisterschaften regnete es Medaillen. Und beim Deutschen Turnfest? Seit 1958 kein einziges verpasst! 20 bis 40 Turnerinnen, Turner und Faustballerinnen fuhren regelmäßig mit - echte Dauerbrenner. Auch bei den Landesturnfesten des RTB (zum Beispiel 2000 in Moers) war man selbstverständlich dabei.

Zum jährlichen RTV-Pokalturnen der Jugend kommen Vereine aus nah und fern: OSC Rheinhausen, MSV Duisburg, SV Neukirchen, TV Wanheimerort, TuS Rheinberg, SG Moers - sogar Gäste aus Thüringen (ZSG Waltershausen) geben sich die Ehre.

Die Faustball-Jugend- und Damenmannschaften wurden in dieser Zeit von Mädi Dreier trainiert. Sie spielten viele Jahre erfolgreich in der Rheinland- und Verbandsliga.

Und bei den Deutschen Kunstturnmeisterschaften 1971 in Augsburg erreichte Klaus Groß einen beachtlichen 36. Platz.

Dreimal schaffte es der RTV bis zum Endkampf in Berlin. Sechsmal wurde die Jugend Landesvizemeister. Von 1975 bis 1986 turnte sich eine ganze Riege in die Landesliga: Erich Rapp, Uli Klees, Ingo Seiffen, Klaus Groß, Guido Fischer, Henner Wiechmann, Ulrich Schumann und Wolfgang Schaary. 1977 wurde Guido Fischer mit 14 Jahren Rheinischer Meister - stark! Bei den Norddeutschen Meisterschaften sprang der 10. Platz heraus.

Seitdem gab's jährlich Pokale. 1984 brillierte der "alte Haudegen" Armin Fischer beim Bundesalterstreffen in Siegen mit Platz 6 - bei 1600 Teilnehmern!

Seit 1988 nehmen die Schüler am Pokalturnen des MSV teil - mit mehrfachen Siegen.

Bis Ende der 1980er Jahre fand am Himmelfahrtstag eine große Wanderung statt, Abschluss im "Haus Waldborn" mit 150 bis 200 Leuten - da war Stimmung!

Hinzu kam eine Wandergruppe unter Leitung von Werner und Annelie Stoffels) und eine von Werner Albertini geführte Radfahrergruppe (Leitung: Werner Albertini). Seit den 50er Jahren wuchs die Turnabteilung stetig - zur Jahrtausendwende waren es über 1000 Mitglieder!

Ob Kleinkinder, Mutter-Kind, Mädchen, Jungen, Ehepaare, Diabetiker oder Senioren - für alle gibt es Turngruppen. Auch Aerobic ist dabei! Oft fehlten Hallenzeiten, doch der neue Gymnastikraum im Vereinsheim schuf Erleichterung.

Die Leitung erfolgt stets mit Herz und Hand: Die Chefs der Turnabteilung (nach dem Zweiten Weltkrieg): Karl Mund bis 1968, Armin Fischer von 1968 bis 1978, Werner Stoffels von 1978 bis 1984 und erneut Armin Fischer ab 1985 bis zur Jahrtausendwende.

Die Turnabteilung ist heute spannender denn je. Präsentiert wird ein vielfältiges Kursangebot von Kinderturnen, Geräteturnen, Gesundheitssport über Fitnesskurse bis hin zum Seniorensport. Abteilungsleiterin im Jubiläumsjahr 125 ist Julia Kok. Ab 2009 wurde die Abteilung durch Christina Heth um den Fitnessbereich erweitert, das heißt Bodyforming, Tabata, Tabata auch auf dem Trampolin, Jumping für Erwachsene und Kinder. Auch Yoga ist wieder dabei.

Durch großartig viele Angebote und Kurse in den Sporthallen der Marienfeldschule, der Gerhart-Hauptmann-Schule, der Lise-Meitner-Schule, dem Gymnastikraum oben im Vereinsheim und auf der Platzanlage steigerte sich die Mitgliederzahl im Turnbereich auf etwa tausend Männer und Frauen, Jungen und Mädchen! Immer wieder neue Trainer bringen frischen Wind und spannende Angebote, wie aktuell das Training auf dem Steppbrett. Auch der Rücken-Evergreen Pilates ist zurück, geleitet von einem Trainer, der seine Fortbildung mit Bravour gemeistert hat. Für die Kleinen gibt es jede Menge Angebote, aber auch für die Großen sind Attraktionen dabei! Schon einmal Jumping-Fitness mit Shadow-Boxing ausprobiert?

Interessant: Während damals die Turnabteilung von Männern dominiert wurde, ist sie heute mehrheitlich in weiblicher Hand. Erneut wird sie von einer Frau, Julia Kok, angeführt. Zu Silke Kremer (Geschäftsführung), Andrea König (Kassenwartin) und Vanessa Sehl (Presse) stößt nur ein Mann - Stellvertretender Abteilungsleiter Klaus Lange ist insbesondere für das Digitale Management zuständig. Und der hat, da einige Frauen in den wohlverdienten Ruhestand getreten sind, gleich auch noch fünf Kurse übernommen.

125 Jahre werden gefeiert vom Hauptverein mit einem offiziellen Empfang am 12. September in der Vereinsgaststätte, am 14. September steigt auf der Anlage das Große Familien-Sportfest mit Mitmachaktion und am 20. September gibt es eine Kracher-Party in der Eventlocation Haus Waldborn - da wo einst der RTV angefangen hatte zu turnen…


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