Glasfaser-Krieg in Rumeln-Kaldenhausen – oder was?
Verfasst am: 2024-10-26 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Archiv
In Sachen Breitbandanschluss für Rumeln-Kaldenhausen gibt es erkennbar Irritationen. Da kursieren Behauptungen, die nicht richtig sind. Auf einmal sind neben der E.ON mit Telekom und 1 & 1 weitere Anbieter auf dem Platz. Es wird aber auch gefragt, wann und wie und mit wem es denn weitergeht mit den Ausbauarbeiten. Wir haben mit Falco König (Gigabitkoordinator für Breitband- und Glasfaserausbau bei der Stadt Duisburg), Timo Schade (Leitung E.ON-Projektmanagement) und Daniel Böttcher (Regionalmanagement Westconnect) gesprochen und fassen wie folgt zusammen:
Wer war/ist für den Ausbau des Glasfasernetzes in Rumeln-Kaldenhausen zuständig? Wie kam es dazu? Welches Ergebnis wurde erzielt?
Digitalisierungsdezernent Martin Murrack hat Netze-Bauer eingeladen, in Duisburg zu investieren. Den Interessenten wurden dann Ortsteile zugeordnet. Die E.ON und ihr Netze-Hersteller Westconnect erhielten die Stadtteile Rumeln-Kaldenhausen und Bergheim. 60 Prozent der angesprochenen Haushalte unterzeichneten Mitmach-Erklärungen.
Stimmt es, dass E.ON durch die Telekom Glasfaser ersetzt wird, entsprechende Aktionen vor den Geschäften und das Info-Mobil würden es zeigen?
Das ist aus der Luft gegriffen, möglicherweise im Vertreter-Gespräch formuliert worden. Fakt ist: Die Telekom hat die Siedlungen des Bauvereins Rheinhausen in Rumeln-Ost, im Niederfeld und an der Kapellener Straße per Generalvertrag im Pflichtenheft. Sie muss von dort jeweils mit ihrer Glasfaser zur Übergabestation. Die Häuser an diesen Trassen akquiriert sie als gern gesehener „Beifang“. Mehr nicht.
1 & 1 verteilt jetzt Werbebriefe an die Haushalte, in denen sie sagt, dass wer sich jetzt für einen Vertrag entscheidet, den Glasfaser-Hausanschluss kostenlos erhält. Was bedeutet das?
1 & 1 baut nicht auch noch ein Netz auf. Das Unternehmen wird das Glasfaser-Netz von E.ON nutzen. „Kostenlos“ ist richtig, denn das ist ja das Versprechen der E.ON. Was anderes ist die Frage nach der (erstmaligen) Anschlussaktivierung.
Die E.ON sagt in ihrem highspeed-Auftritt: „Sparen Sie dabei bis zu 1.547 € Anschlusskosten und 398,65 € Anschlussaktivierung.“ Was ist mit letzterer genau?
In der Tat ist die Anschlussaktivierung ein Thema. Die E.ON sagte wiederholt, dass sie bis vier Wochen nach Bau-Ende jeden Anbieter (also auch zum Beispiel Vodafone) umsonst in ihr Glasfasernetz einbindet - ganz im Sinne des Open Access-Prinzip. Danach werden Aktivierungsgebühren fällig. Die Telekom beispielsweise kennt dieses Vier-Wochen-Geschenk nicht. Umsonst in ihr Netz kommen nur Kunden mit einem Telekom-Vertrag.
Ist es richtig, dass große Anbieter wie Telekom oder Vodafone keine Partner von E.ON/Westconnect sein möchten? Ist es nicht so, dass laut Gesetz jeder in jedes Netz darf?
„Nicht möchten“ ist sicherlich das falsche Wort. In einer Phase, wo sich die heiß umkämpften Claims erst noch entwickeln, verhandeln die Partner – was verständlich ist – über Details. Es kann die Uhr danach gestellt werden, wann alle Anbieter an Bord sind. Wie sich ja auch alle Anbieter in den heutigen Telekom-Leitungen tummeln – und Durchleitungsgebühren entrichten.
Letzte Frage: Warum klemmt es mit den Tiefbauarbeiten in Rumeln-Kaldenhausen?
Es ist richtig, dass der zu Beginn aufgestellte, ehrgeizige Zeitplan nicht eingehalten werden kann. Die Westconnect hat ihren „Erdwühler“ austauschen müssen, der neue ist alsbald vor Ort. Andererseits ist es so, dass das komplizierte Genehmigungsprocedere nebst Verkehrsanordnungen stets auch ihre Zeit brauchen.
Unter dem Strich möchten wir sagen: Wenn es denn gut wird, mithin die Qualität bis ins Haus, bis in die Wohnung stimmt, und das Ganze ist dann auch noch für umsonst, dann sollte der gerissene Termin charmant akzeptiert werden. Wichtig ist doch, was am Ende dabei herauskommt…
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Geschichtswerkstatt RK startet durch!
Verfasst am: 2024-10-21 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Hans Partenheimer, Ferdi Seidelt, Archiv
So etwas kann eine Herkules-Aufgabe werden. Und eine Sisyphus-Maloche zugleich. Auf jeden Fall ist es Heidenarbeit pur. „Wir bewahren für die Nachwelt die Historie von Rumeln und Kaldenhausen!“ Wer so etwas sagt, übernimmt Verantwortung für die Vergangenheit, für das Wissen um die Dinge von gestern.
Das Objekt: Die Gebietskörperschaft „Rumeln-Kaldenhausen“, die es de facto als Doppelgemeinde nur gut 40 Jahre, vom 1. Juli 1934 bis zum 31. Dezember 1974, gegeben hat. Und die Zeit davor, bis hin zu den ersten urkundlichen Erwähnungen der Dörfer und der Ära mit den ollen Römern noch viel früher. Aber auch die Jahre danach, in denen der selbst- und standortbewusste Stadtteil von Duisburg wie gewohnt Flagge zeigt.
Gesammelt, sortiert und aufbereitet haben dies zum Beispiel Peter Wey und insbesondere Heinz Billen. Weitere Menschen pflegen und hegen die Vergangenheit auf ihre Weise. Doch was ist, wenn der werte Horter und Hüter verstirbt? Was Opa so alles hat, dieser Messie! Die Blaue Tonne ist dann leider nicht weit. Die Gefahr besteht latent hier wie dort. Um dies zu verhindern, gibt es die Geschichtswerkstatt.
Sie spricht zu Lebzeiten die Menschen an und erbittet deren Wissen. Sie scannt Bücher und Broschüren ein und macht sie so unsterblich. Vergleichbares geschieht mit Fotos und Zeitungsausschnitten. Sie greift auf die Recherchen von Heinz Billen und seinen Mitstreitern zu, die sich in den Archiven in Krefeld, Moers, Duisburg und im Rheinland umgeschaut haben.
Letztendlich entsteht ein „elektronisches Buch“, welches auf der Homepage des Runden Tisches (www.runder-tisch.info) erstellt wird. Hier können junge und ältere Interessierte wühlen und stöbern nach Herzenslust. Das Team der Geschichtswerkstatt wird abdecken die Themen Adelsgeschichte, Bauern, Bergbau, Fabriken, Grenzen, Handel, Handwerk, Kirche, Kloster, Kriege, Krisen, Rathaus, Schule, Siedlungen und Vereine durch vorhandene Bücher, Bildbände, Filmaufnahmen und möglichst vielen Zeitdokumenten.
Das geschieht Zug um Zug, in etwa zwei Jahren dürfte der Job gemacht sein. Dabei spielen die Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Rolle. Denn wer weiß, welche spannenden Schätze noch auf dem Dachboden oder in der legendären Zigarrendose vorhanden sind? Steht ein Thema an (zum Beispiel „Gaststätten“), erbitten die Heimatforscher leihweise Ausweise, Bilder, Briefe, Dossiers, Karten, Postkarten, Protokolle, Schriftstücke, Urkunden, Zeichnungen, Zertifikate und Zeugnisse. Das Material wird eingescannt oder abfotografiert – und schon ist die „Chronik Rumeln-Kaldenhausen“ um eine Zeitperle reicher.
Seidelt: „Mit einem Zuschuss aus dem Ortspflege-Etat der Bezirksvertretung konnten wir das technische Equipment anschaffen. Ich bin sehr glücklich, gleich vier Persönlichkeiten gefunden zu haben, die unser Rumeln-Kaldenhausen hochhalten. Das Online-Buch wird stetig wachsen. Abgespeicherte Themen können korrigiert und erweitert werden. Ein Vorteil, welches ein einmal gedrucktes Buch nicht hat. Und noch wichtiger: Das Internet kennt keine Blaue Tonne, das Internet vergisst nie.“
Bild 1: Sie bilden die „Geschichtswerkstatt Rumeln-Kaldenhausen“ (von links): Peter Wohlgemuth, Walter Stärk, Ferdi Seidelt (Sprecher), Heinz Billen und Peter Leuker. Foto Hans Partenheimer
Bild 2: Das denkmalwürdige Gebäude Düsseldorfer Straße 148 anno 1904, die ehemalige Schule der Kaldenhausener, birgt für die Forscher viele Geschichten. Foto Ferdi Seidelt
Bild 3: Familie Schrooten vor dem 1890 gebauten, späteren Schüren-Hinkelmann-Hof – das Foto entstand um 1900 und gibt einen Einblick in das Rumelner Bauernwesen. Repro Ferdi Seidelt
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