Das Zechen-Tagebuch – erste Arbeiten hier wie dort
Verfasst am: 2018-06-01 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt (2), Abdullah Altun (3)
Im letzten Bericht schilderten wir den Abtransport der Loren und Schienen. Diese wurden in die Bergheimer Werkstatt von Gleis- und Tiefbau Abdullah Altun gebracht, wo die Mitarbeiter und insbesondere Schweißer Ali Altun die historischen Schätzchen in Empfang nahmen.
Gleichzeitig wagt „Bauleiter“ Heinz Billen den regionalen Spagat: heute in Rumeln-Kaldenhausen, morgen in Bergheim. An der Bergheimer Straße wird das Bauwerk abgesteckt und an der Rathausallee kundig das Schnurgerüst gesetzt. Nach den Ausschachtungsarbeiten in Bergheim ist das Beton-Fundament nur Formsache. Dann geht es der Wiese vor dem Ex-Rathaus Rumeln-Kaldenhausen an den Kragen. Quer durch das Grün wird von Elektromeister Fritz Ketzer ein Erdkabel NYY-J 5x2,5 (Starkstromkabel) verlegt, soll doch das langsam, aber sicher Form annehmende „Open Air Heimatmuseum Rumeln-Kaldenhausen“ mit ausreichend „Saft“ versorgt werden. Geplant sind etliche Beleuchtungseffekte – doch das ist ein eigenes Kapitel. Von der „Hauptleitung“ ab gehen die Unterversorgungen für die Wappenwand, den Bergbau-Streb und später die Remise (die an die Landwirtschaft vor Ort erinnern soll). Das Schmalbagger-Rinnen-System von STN-Chef Michael Hass sieht zwar verwirrend aus, macht aber Sinn.
Ungezählte Stunden investieren derweil die Experten von Abdullah Altun in die Exponate. Richtiggehend vertrauenerweckend sehen die Gleisabschnitte aus, die unter Nutzung der Originalschienen und der Befestigungsmaterialien wieder auf 600er Spur gebracht wurden.
Deutlich komplizierter ist die Sanierung der 850-l-Loren. Der offene kastenförmige Förderwagen, auch „Hunt“ oder „Hund“ genannt, zeigt sich nicht gerade mehr fabrikneu. Kleiner Exkurs für Schlaumeier: Der im Mittelalter verwendete Hunt aus Holz soll beim Schieben durch den Huntstößer auf den Spurlatten (hölzerne Schienen) besonders in Kurven ein bellendes Geräusch verursacht haben, deshalb der Name. Sagt man.
Nun, nachdem die Männer die Grubenhunte ausgepackt haben, wird deutlich, was jahrzehntelange Maloche unter Tage sowie 28 Jahre, 6 Monate und 25 Tage als Denkmal in Bergheim angerichtet haben - umfangreicher Rostfraß an den Böden! Abdullahs exzellente Metaller lassen sich aber nicht verwirren und gehen das Desaster per Schweißgerät an. Diese stoffschlüssige Verbindung sorgt für hohe Festigkeit – der Hund kann wieder „bellen“! Eine spezielle Bitumen-Farbe wird die Transport-Beule über Jahrzehnte schützen. Soweit unser First Look in die Werkstatt-Hallen der hilfsbereiten Firma.
Bleibt zu berichten vom Einkauf der „Stempel“ (senkrechte Pfosten) und „Kappen“ (waagerechte Riegel on top). Da haben wir nicht etwa druckimprägnierte Palisaden oder sonst was über den Baumarkt besorgt, sondern original geschältes Grubenholz beim Großhandel bestellt – wie damals unsere Väter und Großväter.
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – Pflegedienstleister Lars Wolfgang Fruth (die Wiese gehört der Evangelischen Altenhilfe), Landschaftsgärtner Michael Hass und Bauleiter Heinz Billen (vl) beobachten den „ersten Spatenstich“.
2 – Wo ein Bagger im Einsatz ist wächst zuerst einmal kein Gras mehr. Doch nach Verlegung der Kabel und Schließung der Rinnen sorgt Michael Hass sicherlich für alsbald wieder sprießendes Grün.
3 – Diese herrlich aufbereiteten Schienenabschnitte bilden bald den Lauf der beiden Fördertransportwagen – sowohl in Rumeln-Kaldenhausen als auch in Bergheim.
4 – Die entleerten Loren wurden als erstes gesandstrahlt, um der Sache auf den Grund zu kommen. Dann machte sich Schweißer Ali Altun ans Werk – das Ergebnis wird alle überzeugen.
5 – So sieht ein leerer Hunt von oben aus. Der Zwischenboden, wo die Kohle drapiert war, ist großflächig entnommen worden – jetzt kommen die Metaller überall ran.
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Lothar Möbius – Geflügel auf die Weide!
Verfasst am: 2018-05-28 • Autor: Ferdi Seidelt, Wochenanzeiger • Fotos: Ferdi Seidelt
Die Vorstellungen der Menschen von einer artgerechten Tierhaltung und die Realität der intensiven Tierhaltung klaffen offensichtlich immer noch weit auseinander. Da reichten Bilder von verletzten Tieren vom Hof von NRW-Ministerin Christina Schulze Föcking, um sie nach nicht einmal einem Jahr vom Amt zurücktreten zu sehen.
Was ist denn so kompliziert an Tierhaltung, was ist Tierhaltung überhaupt, wie sollte Tierhaltung geschehen? Tierhaltung bezeichnet die eigenverantwortliche Sorge des Menschen für ein Tier, über das er die tatsächliche oder rechtliche Verfügungsgewalt hat. Kernaspekte der Tierhaltung sind die Ernährung, Pflege und Unterbringung des Tieres – hier kommt über kurz oder lang der Begriff „Tierwohl“ ins Spiel.
Dieses Thema ist weder abstrakt noch theoretisch, sondern wird täglich praktiziert. Wir haben uns bei Lothar Möbius umgeschaut, der in Rumeln an der Kirschenallee 55 den einzigen produzierenden Geflügelhof in Duisburg leitet. „Meine Tiere sollen ein angemessen langes und gutes Leben haben“, sagt er. Um zu verstehen, warum der Geflügelfachwirt bereits im Mai seine über 10.000 Quadratmeter große Weide mit blutjungen Martins- und Weihnachtsgänsen bevölkert, folgende Fakten:
Bei der Mastgans-Haltung erreichen die Küken ihr Schlachtgewicht nach 9 bis 32 Wochen. Schnell gemästete Gänse haben nach neun Wochen ein Gewicht von 4,5 bis 5,5 kg. Bei Intensivmast erreichen die Tiere ihr Schlachtgewicht von 5,5 bis 6,5 kg nach etwa vier Monaten. Bei Weidemast a la Möbius haben die Tiere erst nach fünf bis acht Monaten ihr Endgewicht von 6,5 bis 7,5 kg.
Die Möbius-Philosophie „weniger Fleisch in besserer Qualität“ bedeutet, dass seine Tiere gesund sind, heile Atemwege, einen intakten Darm und keine Gelenkprobleme haben, möglichst ohne Medikamente auskommen. Der 60jährige möchte, dass die Tiere nicht nur Fett, sondern vor allem gutes Muskelfleisch ansetzen. Er füttert sie mit Futter, das weniger Eiweiß enthält und deswegen energieärmer ist. Nicht umsonst kommen seine Geflügel-Gourmet-Kunden aus Moers, Krefeld und Duisburg, etliche Hofgänger legen sogar noch weitere Wege zurück nach Rumeln. Mitten im Grünen und fern der Wohnsiedlung liegt sein Geflügelhof mit dem Laden. Dort verkauft er das Fleisch seiner Gänse und Puten sowie Wildfleisch.
Massentierhaltung ist nicht seine Sache. „Ich behandle meine Tiere mit Respekt und Würde“, betont er. Seine Tiere kommen zu ihm, wenn sie nur wenige Wochen alt sind („Der Transport belastet sie kaum.“) und verlassen seinen Hof erst wieder in Tüten verpackt im Kofferraum seiner Kunden. Und: „Wer will schon einen Weihnachtsbraten, der null Flug-Kilometer in den Flügeln hat, aber 1000 km Transport-Qualen?“
Sagt es und freut sich auf eine ganz besondere Lieferung. 50 seltene Bronzeputen werden es sein. Die wetterharten Vögel tragen schwarze Federn mit starkem Bronzeglanz, das Fleisch ist zart. Vor zehn Jahren war sie die „Gefährdete Nutztierrasse des Jahres“. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.
Zu unserem Bild (zum Vergrößern bitte anklicken):
„Gänseliesel“ Nadine Protze und die 17 Tage jungen Tiere auf der Weide. Protze managt den Hofladen, wo im November und Dezember just diese Zweibeiner für die Gourmets bereit liegen.
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