Heißes Bettelpflaster Rumeln-Kaldenhausen!
Verfasst am: 2017-07-26 • Autor: Ferdi Seidelt, shf • Fotos: Elbe Wochenbl., Westfälische Nachrichten, RTL Next
Der herzzerreißende Enkel-Trick! Die fiese Nummer mit den kaputten Dachpfannen! Sie sind berühmt-berüchtigt, die schmierigen Maschen an der Haustür. Vornehmlich ältere Personen werden von einem urplötzlich auftauchenden „Enkel“ überrascht und nach herzlichen Begrüßungsworten gebeten, diesem mal eben mit etwas Geld auszuhelfen. Oder sie werden von besorgten Dachdeckern informiert, dass diese, gerade in der Nähe, auf dem Dach defekte Pfannen erspäht hätten, die man „unter Freunden für 20 Euro“ flugs richten würde. Oben angekommen ist der Schaden dann deutlich höher. So ein Pech aber auch...
Doch es gibt auch Geldbeschaffungsrezepte mit regionalen Zutaten (es müssen ja nicht immer die Zeugen Jehovas sein, die mich nerven). Anfang des Jahres fragte mich ein Repräsentant des „Duisburger Blindenhilfswerkes“ nach einer „kleinen Spende“. Da war ich noch höflich. Im Frühjahr bekamen meine Nachbarn und ich Besuch von einer Dame, die mit lieben Worten für die „Düsseldorfer Altenhilfe“ Bares einwerben wollte. Dies tat sie dermaßen dreist, dass ich zur Gegenattacke ansetzte. Sie könne nicht echt sein, sagte ich, da in Duisburg Haussammlungen nur mit einer Genehmigung erlaubt seien – und eine solche hätte sie ja nicht vorzuweisen. Ihre Ausflüchte und Lügengeschichten waren dermaßen peinlich – da musste eine Lektion her. „Ich gebe Ihnen fünf Minuten Vorsprung“, drohte ich, „dann rufe ich die Polizei.“ Es versteht sich von selbst, dass sie sich blitzschnell verabschiedete und noch rascher das Weite suchte. Zehn Minuten später musste ich einen Termin wahrnehmen. Aus dem Auto heraus sah ich, wie sie im Strauchwerk hockte, hektisch an einer Zigarette zog und auf ihre Abholung wartete. Die Polizei übrigens hatte ich nicht angerufen, ich musste mal wieder den Gutmenschen geben.
Da lobe ich mir meinen Nachbarn, der in der vergangenen Woche – wie ich auch – einen eloquenten Besucher an der Türe hatte. Er sei „verzweifelt“, da die Tiere des kleines Zirkusunternehmens, für den er tätig sei, „einfach nichts zu essen“ hätten (heißt es bei Tieren nicht „zu futtern“ oder „zu fressen“?). „Mit einem Zehner kann ich einen ganzen Ballen Heu holen“, kloppte das pfiffige Kerlchen professionell in die Kolonne. Nun, ich lehnte dankend ab und rief ihm grimmig nach, dass trockenes Gras zur Zeit bei Lidl günstiger zu bekommen sei. Da war der werte Nachbar aber deutlich zielführender. Er griff zum Telefon und wählte die 110. Den Beamten schilderte er die Fakten, nach 20 Minuten war die Polizei vor Ort, wenig später hatte der in der Straße immer noch bettelnde Mann eine Anzeige wegen wiederholten Betrugs „an der Backe“.
Nun, ob dubiose Vertreter, falsche Spendensammler oder angebliche Mitarbeiter des Stromanbieters: Bei Haustürsammlungen sollten Sie immer einen behördlich ausgestellten Sammlerausweis zusammen mit dem Personalausweis verlangen. Außerdem muss die Sammlerdose verplombt sein. Wer mehr als zehn Euro geben möchte, der sollte nach einem Überweisungsformular fragen.
Ähnlich wie Haustürsammlungen funktionieren auch Hausierer-Geschäfte. Hier bietet jemand an der Tür bestimmte Waren zum Kauf an – meist weit teurer als üblich. Das wird regelmäßig mit einem guten Zweck gerechtfertigt. Wer wirklich im Auftrag einer Behinderten- oder Blindenwerkstätte unterwegs ist, der kann dies durch einen Ausweis belegen. Allerdings werden die Waren von solchen gemeinnützigen Einrichtungen in der Regel in eigenen Läden verkauft. Deshalb auch bei einem Ausweis skeptisch sein! Ruhig nach einer Telefonnummer der Einrichtung fragen und den Verkäufer bitten, in zehn Minuten wiederzukommen. Und selbst wer den Kontrollanruf in der Zwischenzeit nicht macht, weiß nach Ablauf der Frist mehr: Ein Schwindler wird kein zweites Mal klingeln!
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 - Es klingelt! Wer auf Nummer sicher gehen möchte, schaut durch den Türspion. Ob dann die Tür geöffnet wird entscheiden Sie nach Ihrem ganz persönlichen Sicherheitsgefühl.
2 - 50 Euro in bar für einen guten Zweck! Solche Szenen darf es nie und nimmer geben (außer bei den Sternsingern), Zahlungen über zehn Euro ausschließlich per Überweisung leisten.
3 – Ganz mies! Mit einem Laptop und vielen blumigen Kannst-Du-Dich-noch-erinnern?-Ausführungen „beweist“ der Mann der (leicht dementen) Frau, dass er ihr Enkel ist.
Brücke an der Cölve – Moers hat überzockt!
Verfasst am: 2017-07-18 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt
Es gibt als Rumeln-Kaldenhausener viele Gründe, nach Rheinhausen zu wollen. Einmal muss Grünschnitt zum Betriebshof gefahren zu werden. Onkel Hugo im Johanniter-Krankenhaus besucht, der Personalausweis im Bürger-Service am Körnerplatz verlängert oder ein Einkauf im Fachmarktzentrum Asterlagen vorgenommen werden. Irgendwann steht an der Besuch des Hochemmericher Wochenmarktes, des Sportparks See You, der Wasserskianlage am Toeppersee und und und. Um das Rheinhauser Territorium zu erreichen, stehen dem Autofahrer eigentlich nur die beiden Einflugschneisen „Brücke an der Cölve“ und die Neue Krefelder Straße zur Verfügung. Doch damit ist es, was die Verbindung über die Cölve-Brücke betrifft, nun endgültig vorbei. Denn die Stadt Moers als Betreuerin der Brücke – sie befindet sich in der Tat nicht auf Duisburger Gebiet – checkte routinemäßig die Brücke und befand sie für dermaßen marode und durchgerostet, dass sie innerhalb von Stunden das Viadukt für jedwedes Auto sperrte.
Voll ins Kontor trifft das die Buslinie, die jetzt mit deutlich größerem Zeit- und Geldaufwand ihren Dienst erfüllen muss. Aber auch die Autofahrer, mithin der normale Bürger, der von „a nach b“ will, guckt in die Röhre, pardon vor Sperrschildern. Damit schneidet sich Moers auch empfindlich ins eigene Fleisch, denn die zahlreichen Besucher aus Bergheim, die mit dem Warenangebot von Schlößer, dem Raiffeisenmarkt oder Netto mehr als nur zufrieden sind, werden jetzt wohl weniger werden. Und da die genannten Stadtrandbetriebe auf Moerser Gebiet liegen, wird es hier weniger Umsatz und letztendlich auch nicht mehr den gleichen Steuern- und Gebührenertrag für die Grafenstadt geben.
Was soll eigentlich der Humbug? Sind die Schwächen des Bauwerks nicht schon seit der Jahrtausendwende bekannt? Nun, bekannt schon! Denn die öffentliche Hand ordnete sogleich munter zuerst einen wechselseitigen Verkehr und später ein LKW-Verbot an. Nach einer Verstärkung der rostigen Stahlträger 2015 – hier beteiligte sich die Stadt über die DVG an den Kosten – meinte der kundige Beobachter, dass doch nun endlich das Gezerre um die Frage, wem die Brücke mehr nütze und damit auch zu bezahlen habe, zielführend beendet werden würde. Doch mitnichten!
Wie heute zu vernehmen ist, stehen die Überlegungen zur Sanierung der Brücke (oder zu einem Neubau) aufgrund verschiedener Vorgaben der Bahn praktisch bei Null. Will heißen: Bis sich die Städte wieder angenähert haben, bis erste konkrete Perspektiven deutlich werden und bis die entsprechenden Mittel beantragt sind, werden Jahre vergehen. Der größte anzunehmende Unfall: Es gibt nichts, außer dass Moers zuerst einmal die Brücke „nach unten“ absichert, da ja dort Schienenverkehr stattfindet. Das Horror-Szenario: Die Brücke wird demontiert und eine neue ist nicht in Sicht!
Wenn jetzt Dirk Laumeier, Fachbereichsleiter „Straßen und Verkehr“ der Stadt Moers, und Andreas Ittermann, Abteilungsleiter der Moerser ENNI Stadt & Service, sagen „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger, aber aufgrund der dramatischen Verschlechterung des Zustands hatten wir keine Wahl“, dann klingt das wie ein Beißen auf einen hohlen Zahn, dessen Lebenszeit praktisch zu Ende ist. Wie auch bei der Brücke zwischen Schwafheim und Bergheim. Von der Geduld der „lieben Bürgerinnen und Bürger“ einmal ganz zu schweigen.
Zu unserem Bild:
Mit dieser Sperrung beglückte die öffentliche Hand am Dienstag die Autofahrer. Eine konkrete und korrekte Beschilderung in Sachen „Umleitung“ und „Nach-wie-vor-Erreichbarkeit der Betriebe an der Tegge“ auf Bergheimer Seite ist die Mindeste, was den „lieben Bürgerinnen und Bürgern“ zusteht.
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