1962 - Bauern plus Kohle, Stahl und Chemie!
Die offensichtlichen Veränderungen der Siedlungsstruktur gegenüber den 50er Jahren bestanden unter anderem darin, dass Wohnungen in der Doppelgemeinde Rumeln-Kaldenhausen nunmehr vermehrt auch für die Beschäftigten der Stahlindustrie und des Uerdinger Bayer-Werkes gebaut wurden. Bergleute stellten zu dieser Zeit aber immer noch die größte Berufsgruppe.
In den 60er Jahren entdeckten die großen Industriewerke wie Krupp und Thyssen das lauschige Rumeln-Kaldenhausen. Hier ließen sich trefflich Häuser für Mitarbeiter bauen, Werkswohnungen also. So entstand für die Belegschaft der Niederrheinischen Hütte Hochfeld (später Thyssen) die Niederrheinische Wohngemeinschaft im Rumelner Osten. An der Bromberger Straße, Gleiwitzer Straße, Waldenburger Straße und Breslauer Straße (alles Straßennamen aus Schlesien) entstanden zur gleichen Zeit knapp 200 Wohnungen für Bergleute aus dem Raume Essen, deren Zechen stillgelegt wurden und die bis 1973 Arbeit auf dem Schacht Rumeln fanden ("Essener Siedlung"). Bayer wiederum hatte für seinen Standort Uerdingen an der Bromberger Straße, Weiers Hecke und Stettiner Straße eine Wohnsiedlung gebaut. Die Bonerthof-Siedlung schließlich war der erste Siedlungsbau des Hüttenwerkes Krupp Rheinhausen auf Rumelner Gebiet (ab 1963). Später folgten entlang der Bonertstraße weitere. Entstanden sind auf dem Bauernhof Bonert-Gelände 44 Wohneinheiten, davon acht Bungalows, zwölf Eigenheime und 24 Doppelhaus-Hälften. Die Grundstücke waren um die 1000 qm groß.
Andererseits gab es nach wie vor die kleineren und größeren Bauernhöfe, die umfangreichen Äcker und Wiesen. Und auch die traditionsreichen Gaststätten, Trinkhallen, Läden und Handwerksbetriebe.
Was war 1962 los in der Welt, in Europa, in Deutschland? Die Welt stand am Rande eines Atomkriegs. Die Russen hatten Raketen in Kuba auf die USA gerichtet, die USA Raketen in der Türkei positioniert. Der Winter der Jahre 1962 auf 1963 war für ganz Europa einer der strengsten Winter des 20. Jahrhunderts, in Deutschland war er der strengste. Konrad Adenauers CDU regierte in Bonn mit der FDP. Der erste James Bond jagte Dr. No, mit dem Schatz im Silbersee brilliert der erste Karl May-Film im Kino Rumeln an der Dorfstraße 19a, das zwischen 1956 und 1965 bis zu 291 Menschen Platz bot. Top-Hit in den Radios war "Speedy Gonzales" von Rex Guildo, die westdeutsche Mannschaft schied bei ihrer letzten Fußball-WM unter Trainer Sepp Herberger im Viertelfinale gegen Jugoslawien aus.
