Gutes tun – die Masche mit dem plötzlichen Herztod

Verfasst am: 2017-03-15  •  Autor: Ferdi Seidelt  •  Fotos: Seidelt, Archiv

Gutes tun – die Masche mit dem plötzlichen HerztodGutes tun – die Masche mit dem plötzlichen HerztodGutes tun – die Masche mit dem plötzlichen Herztod

Nun klingeln sie wieder, die Telefone. Das Anliegen macht absolut Sinn: „Hallo, hier ist das AEG-Schulzentrum. Wir bitten Sie, zur Rettung von Menschenleben ein Zeichen zu setzen. Sie inserieren auf einer Werbetafel, dafür bekommt die Schule wieder einen Defibrillator.“ So hieß es letzte Woche in Rumeln-Kaldenhausen. Bei einem Optiker, einem Elektriker und einem Arzt.
Wer weiß, dass ein Defibrillator (ein Schockgeber, der durch gezielte Stromstöße den normalen Herzrhythmus lebensrettend wiederherstellt) mittlerweile auch in öffentlichen Gebäuden für eine Anwendung durch Laien platziert wird, ist sogleich überzeugt.
Schulen und Vereine mit solchen Geräten auszustatten hatten sich deshalb bereits 2011 die Stadtwerke Duisburg auf die Fahnen geschrieben. „DefiDU“ nannten sie diese Marketing-Aktion und montierten die Lebensretter an vielen Stellen im Stadtgebiet – Kostenpunkt pro Gerät für den Stromlieferanten damals: knapp 700€. Ebenfalls 2011 meldete sich erstmals eine Firma „DefiMED“ aus Berlin bei Vereinen und Schulen im Duisburger Stadtgebiet und bot an, einen solchen „Defi“ ebenfalls kostenfrei „zum Wohle der Lebensrettung“ aufzuhängen.
In Rumeln-Kaldenhausen funktionierte die Gegenfinanzierung wie geschmiert, zwölf Geschäfte erklärten sich für einen Werbevertrag über drei Jahre bereit, Tafel und Gerät wurden indoor in der „Schulstraße“ installiert. Drei Jahre später – also nach Ablauf des Werbezeitraums – wurde aufs Neue für den gleichen „Defi“ akquiriert. Diesmal waren es 18 Betriebe, die bis zu drei Jahre gebunden wurden an einen Vertrag, der alles andere als koscher war. Denn akquiriert wurde im Namen der Schule, Rektor Karl-Heinz Weber indes sagte bereits 2014, das da mal 2011 was war – er seitdem nichts mehr mit der Aktion zu tun habe.
Nun, das heute mittlerweile rund 1000€ teure Gerät hängt nach wie vor in der Schule, es war und ist das Objekt, wofür 30 Betriebe 2011 und 2014 rund 30.000€ Werbegeld zeichneten. Allein unter diesem Blickwinkel gesehen war die Aktion der Berliner Firma sehr fragwürdig. Da half auch nicht die Einlassung, dass die Firma das viele Geld für die Wartung des Gerätes bräuchte! Die Kritik: Mit diesem Geld seien 30 „Defi“-Standorte möglich gewesen, dafür nur einen zu liefern, sei listige, hinterhältige und gute-Herzen-ausnutzende Bauernfängerei und Roßtäuscherei. Kurzum: Drücker-Methoden.
Zurück in die Gegenwart! Da ja wieder drei Jahre Werbezeitraum fast abgelaufen sind, wird, wie eingangs beschrieben, erneut munter akquiriert. Auch in Rumeln-Kaldenhausen. Für 1000€ gibt es abermals eine kleine Werbefläche auf einer Tafel, die nach wie vor keiner braucht. Außer das Unternehmen in Berlin, das mittlerweile hunderte böse Beiträge im Internet wegsteckt wie Klinkenputzer die eine oder andere Absage. Denn es gibt ja immer noch genug Gutmenschen.

Zu den Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
Ein Defibrillator kann den plötzlichen Herztod verhindern. Diese Aussage, verpackt als Social Sponsoring, nutzt eine Berliner Firma als Lizenz zum Geld verdienen. Foto: Archiv
Das ist das ultimative Ergebnis der letzten Akquise für das Albert-Einstein-Gymnasium: eine Informationstafel, die keiner nutzt. Und ein Gerät, das nicht erklärt wird. Foto: Seidelt
Starke Schmerzen, massives Engegefühl, heftiges Brennen, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch, Angstschweiß – ein Leben ist in Gefahr. Foto: Archiv

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