Lothar Möbius – Geflügel auf die Weide!

Verfasst am: 2018-05-28  •  Autor: Ferdi Seidelt, Wochenanzeiger  •  Fotos: Ferdi Seidelt

Lothar Möbius – Geflügel auf die Weide!

Die Vorstellungen der Menschen von einer artgerechten Tierhaltung und die Realität der intensiven Tierhaltung klaffen offensichtlich immer noch weit auseinander. Da reichten Bilder von verletzten Tieren vom Hof von NRW-Ministerin Christina Schulze Föcking, um sie nach nicht einmal einem Jahr vom Amt zurücktreten zu sehen.
Was ist denn so kompliziert an Tierhaltung, was ist Tierhaltung überhaupt, wie sollte Tierhaltung geschehen? Tierhaltung bezeichnet die eigenverantwortliche Sorge des Menschen für ein Tier, über das er die tatsächliche oder rechtliche Verfügungsgewalt hat. Kernaspekte der Tierhaltung sind die Ernährung, Pflege und Unterbringung des Tieres – hier kommt über kurz oder lang der Begriff „Tierwohl“ ins Spiel.
Dieses Thema ist weder abstrakt noch theoretisch, sondern wird täglich praktiziert. Wir haben uns bei Lothar Möbius umgeschaut, der in Rumeln an der Kirschenallee 55 den einzigen produzierenden Geflügelhof in Duisburg leitet. „Meine Tiere sollen ein angemessen langes und gutes Leben haben“, sagt er. Um zu verstehen, warum der Geflügelfachwirt bereits im Mai seine über 10.000 Quadratmeter große Weide mit blutjungen Martins- und Weihnachtsgänsen bevölkert, folgende Fakten:
Bei der Mastgans-Haltung erreichen die Küken ihr Schlachtgewicht nach 9 bis 32 Wochen. Schnell gemästete Gänse haben nach neun Wochen ein Gewicht von 4,5 bis 5,5 kg. Bei Intensivmast erreichen die Tiere ihr Schlachtgewicht von 5,5 bis 6,5 kg nach etwa vier Monaten. Bei Weidemast a la Möbius haben die Tiere erst nach fünf bis acht Monaten ihr Endgewicht von 6,5 bis 7,5 kg.
Die Möbius-Philosophie „weniger Fleisch in besserer Qualität“ bedeutet, dass seine Tiere gesund sind, heile Atemwege, einen intakten Darm und keine Gelenkprobleme haben, möglichst ohne Medikamente auskommen. Der 60jährige möchte, dass die Tiere nicht nur Fett, sondern vor allem gutes Muskelfleisch ansetzen. Er füttert sie mit Futter, das weniger Eiweiß enthält und deswegen energieärmer ist. Nicht umsonst kommen seine Geflügel-Gourmet-Kunden aus Moers, Krefeld und Duisburg, etliche Hofgänger legen sogar noch weitere Wege zurück nach Rumeln. Mitten im Grünen und fern der Wohnsiedlung liegt sein Geflügelhof mit dem Laden. Dort verkauft er das Fleisch seiner Gänse und Puten sowie Wildfleisch.
Massentierhaltung ist nicht seine Sache. „Ich behandle meine Tiere mit Respekt und Würde“, betont er. Seine Tiere kommen zu ihm, wenn sie nur wenige Wochen alt sind („Der Transport belastet sie kaum.“) und verlassen seinen Hof erst wieder in Tüten verpackt im Kofferraum seiner Kunden. Und: „Wer will schon einen Weihnachtsbraten, der null Flug-Kilometer in den Flügeln hat, aber 1000 km Transport-Qualen?“
Sagt es und freut sich auf eine ganz besondere Lieferung. 50 seltene Bronzeputen werden es sein. Die wetterharten Vögel tragen schwarze Federn mit starkem Bronzeglanz, das Fleisch ist zart. Vor zehn Jahren war sie die „Gefährdete Nutztierrasse des Jahres“. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

Zu unserem Bild (zum Vergrößern bitte anklicken):
„Gänseliesel“ Nadine Protze und die 17 Tage jungen Tiere auf der Weide. Protze managt den Hofladen, wo im November und Dezember just diese Zweibeiner für die Gourmets bereit liegen.

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