Hermann Filor – der Fitness-Pionier
Verfasst am: 2021-05-18 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt, Hermann Filor, Ilse GrieseEr, Hermann Filor, ist 71 Jahre alt und gilt als Pionier der Branche, 43 Jahre führte er sein Fitness-Studio. Jetzt hat er fertig – und dabei „Glück im Unglück“. Denn mit Klaus Hartmann (50) hockt ein Mann in den Startlöchern, der die erfolgreiche Geschichte des Betriebs fortschreiben wird.
Nun, in den 70er Jahren erlebte die Trimm-dich-Bewegung einen Boom. Es war der 1. April 1978, als der knapp 28 Jahre alte Modellathlet Hermann Filor den ewig-jungen Wunsch nach Wohlbefinden zum Beruf machte: Er eröffnete an der Düsseldorfer Straße in Kaldenhausen ein Fitness-Studio. Was der gelernte Industriemechaniker und „Mr. Krefeld“ (1973) von Beginn an berücksichtigte: Fitness hat für jeden eine andere Bedeutung. Für die einen ist es der optimale Ausgleich zum Beruf, für den anderen notwendiger Bestandteil, um gesund und vital durchs Leben zu gehen. Und für andere wieder ist es mehr als ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung. Anders ausgedrückt: Körperstyling, Muskelaufbau, Gewichtsreduktion, Krafttraining, Kardioübungen oder Rückenfitness sind die unterschiedlichen Themen, mit denen sich „Mr. Spannkraft“ immer wieder neu auseinandersetzt.
Der expandierende Betrieb wechselte 1988 in die leerstehende Kirchfeldschule, wo „Filor“ im Laufe eines Vierteljahrhunderts zu einer sozialen Institution wurde. Besonders gut kam im Ort seine zupackende Jugendarbeit an. So mancher Schlingel und Rabauke ließ sich von der familiären, freundschaftlichen und offenen Atmosphäre infizieren. Filor gab den jungen Leuten ausreichend Raum, sich sportlich auszuprobieren. Ein weiterer Schritt war die Zusammenarbeit mit dem Einstein-Gymnasium. Moderne Richtlinien eröffneten den Sportlehrern die Möglichkeit, ihren Unterricht auch einmal in einem Fitness-Studio durchzuführen – eine in Rumeln-Kaldenhausen mittlerweile seit fast 20 Jahren blendend funktionierende Win-Win-Situation.
2013 stand Filor vor einer nicht einfachen Entscheidung. Die Kirchfeldschule wurde abgerissen. Filor war 63. Die Frage: „Rente oder Neustart an anderer Stelle?“ Da war es ein glücklicher Umstand, dass Bauverein Rheinhausen-Chef Volker Seemann, selbst ein passionierter Kaldenhausener, das Ladenlokal an der Wagnerstraße in Rumeln anbieten konnte - Schlecker hatte dort einige Monate zuvor fertig. Filor siedelte das kultige Institut samt seiner 200 Mitglieder aus – und weiter ging es.
Jetzt, im Mai 2021, blickt das Original auf „43 Jahre“ und hat das Miteinander im besten Einvernehmen auf Klaus Hartmann übertragen. Während die Pandemie die offizielle Übergabe nach wie vor ausbremst, wurde und wird hinter verschlossenen Türen fleißig gewerkelt. „Mr. Graffiti“ war bereits da und hat eine gelungene Hommage an die Filor-Ära hinterlassen. In dieser Woche legen die Handwerker von Vermieter Bauverein Rheinhausen los und erneuern den kompletten Sanitärbereich. Jetzt warten alle auf das erlösende Wort von Klaus Hartmann: „Weiter geht’s, Männer!“
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
0 – 1978 an der Düsseldorfer Straße: Ebenerdig und im Dachgeschoss hatte Bodybuilder Hermann Filor seine Fitness-Geräte aufgebaut – irgendwie schaut's aus wie eine „Muckibude“ (Foto: Hermann Filor).
1 – Die Fitness-Kooperation zwischen Hermann Filor (links) und dem Albert-Einstein-Gymnasium (hinten 2. vl Diplom-Sportlehrer Alfons Reichl) besteht seit mittlerweile fast 20 Jahren (Repro: Ferdi Seidelt).
2 – Hermann Filor und Klaus Hartmann sind die Gesichter des Fitness-Studios im Delta-Haus an der Wagnerstraße 8. Beide warten voller Vorfreude auf den Tag der öffentlichen Staffelstab-Übergabe (Foto: Ilse Griese).