Chronik des Handballs in Rumeln,
Kaldenhausen und Vennikel

Handball beim RTV

Text: Ferdi Seidelt - Fotos (5): Archiv Fritz Lintz

Nach dem 25jährigen Vereinsjubiläum nahm der RTV im Oktober 1925 das Feldhandballspiel mit zwei Turnerteams und einer Jugendmannschaft auf. Das erste Spiel stieg am 15. November 1925 gegen Kapellen – es ging glatt mit 0:13 verloren. Bereits eine Woche später gab es gegen den TV Schwafheim eine merkliche Leistungssteigerung: Die Werfer um unter anderem Karl Gentner, Karl Mund, Johann Dimmer und Wilhelm Merkamp verloren nur noch mit 1:13 Treffern. Aus diesen Anfängen heraus erwuchs in wenigen Jahren eine schlagkräftige Elf, die in der höchsten Klasse spielte.

Die Vereinsspitze formulierte zu dieser Zeit mit Visionen nach vorne: „Wenn auch diese ersten und auch die nachfolgenden Spiele wenig ermutigend waren, so wurden auf die Dauer durch vorbildliche Kameradschaft doch Erfolge erzielt, über die man sprach.” So war die Mannschaft in aller Munde, als sie 1928/29 stolzer Bezirksmeister wurde.

In diesem Gefolge war mit Unterstützung des damaligen Ortsvorstehers Dietrich Bonert ein neuer Sportplatz an der Moerser Straße entstanden. Ein Unentwegter zu dieser Zeit war Fritz Hofschen, der als Geschäftsführer, Handballobmann, Begleiter und auch Spieler ein leuchtendes Beispiel für alle war.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Handballsport auf breiter Grundlage noch nicht möglich. Aus diesem Grunde schlossen sich die Kreis Moerser Sportvereine zum Kreissportverband Moers zusammen. Dieser Zusammenschluss führte schon Ende 1945 dazu, dass Meisterschaftsspiele ausgetragen werden konnten. Mit wechselnden Erfolgen beteiligte sich der RTV an diesen Spielen und erreichte in der Spielsaison 1947/48 den ersten Platz in der Gauklasse. Bei den anschließend ausgetragenen Aufstiegsspielen unter den vier Gaumeistern erkämpften sich Osterfeld und Rumeln den Aufstieg zur Oberliga Niederrhein, der höchsten deutschen Handballklasse (final um die „Westdeutsche“ und „Deutsche“ wurde in Turnierform gespielt)!

Welche Klinge der Verein zu schlagen verstand, mussten so namhafte Vereine wie RSV Mülheim, Turnerbund Hamburg, Herford 08 und Osnabrück erfahren. Es hatte schon etwas an sich, wenn die „Welt” als führende Zeitung nach dem Heimspiel-Sieg am 6. Februar 1949 gegen den späteren Deutschen Meister RSV Mülheim (1949) voller Respekt schrieb: „Wer kennt schon das kleine Dorf, das so eine Handballmannschaft hervorbringt!” Und die Rheinische Post widmete trotz des damaligen Papiermangels dem Rumelner Sensationssieg am nächsten Tag einen großen Bericht, in dem es vor Ehrerbietung nur so qualmte.

Das Sportwunder aus Rumeln, das, wie beschrieben, 1947/48 begann, hielt zuerst einmal fünf atemberaubende Jahre, zu den Spielen fanden sich 2000, 3000 Zuschauer ein (Rekord: 3500). Zum Vergleich: Zu dieser Zeit hatten Rumeln und Kaldenhausen zusammen (!) keine 5000 Einwohner. 1953 stieg der RTV aus der Oberliga ab, 1954 gleich wieder auf, es sollte die letzte Saison ganz, ganz oben sein. Ab dann ging es steil nach unten. Über die Landesliga stolperte der RTV in die Bezirksklasse, absoluter Tiefpunkt war 1961 die 1. Kreisklasse (die Rumeln jedoch super-souverän dominierte).

Der Fast-Höhepunkt für die Annalen: Die Handballmannschaft schrammte 1950/51 nur knapp an der Teilnahme zur Westdeutschen Meisterschaft vorbei. Ein vierter Platz in der Oberliga wäre dafür vonnöten gewesen, die Männer vom Waldborn schafften aber „nur“ Rang sechs.

Bernd Hufen hat 2010 eine geradezu sensationelle Detail-Chronik über die goldenen RTV-Jahre 1948 bis 1955 vorgelegt. In akribischer Kleinarbeit hat der bekennende Handballer Daten über Daten zusammengetragen, die wir hier mit einem großen Dankeschön auszugsweise wiedergeben.

Zurück zu den Oberliga-Auftritten der Mannschaft! In einer von Hufen zusammengestellten „ewigen Tabelle“ von 1948 bis 1955 ist Rumeln Neunter von insgesamt 21 Vereinen, die in dieser Zeitspanne mehr oder minder erfolgreich die Wurfkugel bearbeitet hatten. In der Belle Etage gab es folgende Saison-Ergebnisse für den RTV: 1948/49 schaffte die Elf als Aufsteiger sogleich einen sechsten Platz (10 Vereine), ein Jahr später Position acht (10) und dann Rang sechs (12). 1951/52 wurde es eng, als Neunter (von 12) wurde gerade noch der Abstieg verhindert. 1952/53 kam es, wie es kommen musste: Platz elf, Vorletzter, Absteiger! 1953/54 wurde die Landesliga vor dem TV Kaldenhausen gewonnen, wenn auch die beiden Lokalderbys (jeweils vor voller Hütte) an Kaldenhausen gingen. Zu berichten ist noch, dass die Oberliga-Saison 1954/55 wie zwei Jahre zuvor endete: Platz elf, Vorletzter, Absteiger.

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Helden zu dieser Zeit waren der sprunggewaltige Torhüter Willi Lohbeck (bis 1952), vorne führte Mittelstürmer Gerd Kralisch Regie (1949 bis 1951), der wohl beste RTV-Handballer aller Zeiten war Top-Torjäger und Strafwurf-Spezialist Dieter Bringsken (unser Foto anno 1954 zeigt ihn rechts von Torwart Horst Drübert), dazu die offensive Arbeitsbiene Gerd Schulze. Die 48/49er Mannschaft wurde gebildet von den Lohbeck-Brüdern Heinz (A), Jan (A) und Willi (T), Günter Vleck (A), Heinrich Kohlenbrander (A/S), Heinrich Keusemann (A), Dieter Bringsken (S), Gerd Schulze (S), Jan Wefels (S), Dietz Sensis (A/S), Willi Bürgel (A), Helmut Leimkühler (S) und Hennes Pollmann (S). Vier Spieler waren in allen acht der goldenen RTV-Jahre (Gauklasse, Oberliga, Oberliga, Oberliga, Oberliga, Oberliga, Landesliga, Oberliga) dabei: Bringsken, Kohlenbrander, Schulze, Wefels.

Weitere Namen zu dieser Zeit waren Günter Bauhaus (S), Hans Bringsken (A/S), Karl-Peter Bringsken (A), Friedel Degener (A), Horst Drübert (T), Hannes Götzen (A), Gerd Grasshoff (T), Peter Grasshoff (A), Hans Hufen (S), Rüdiger Jendral (A), Heinz Kersken (S), Hans Kinderdick (A), Hannes Küppers (A), Willi Küppers (T), Karl-Heinz Lamberti (T), Günter Lübking (S/Bruder von Herbert Lübking), Alwin Mund (S) und Ewald Puhle (S).

Insgesamt setzte der Rumelner TV in den besagten Jahren 32 Spieler ein, fünf Torleute (T), zwölf Abwehrspieler (A), zwölf Stürmer (S) und drei Allrounder (A/S). Lediglich Kralisch und Schulze (beide Sachsen) und Lübking (Dankersen) stammten nicht aus Rumeln oder der näheren Umgebung. Mit Willi Kosmalla hatte der Verein zu dieser Zeit einen Trainer mit mächtig viel Kompetenz.

Zu großem Dank ist Bernd Hufen seinem „informellen Mitarbeiter“ Fritz Lintz verpflichtet. Als Hufen geboren wurde (1948), spielte Stöpke Fritz (Jahrgang 1938) bereits auf dem „Acker“ an der Moerser Straße. Als Lintz im Jahr 2000 nach 53 Jahren (!) Handball mit großen Ehren verabschiedet wurde, hatte er nicht nur viele Jahre in der 1. Mannschaft auf der Habenseite, sondern auch elf Jahre gemeinsam mit Sohn Carsten auf dem Platz gestanden (Sohn Rainer übrigens entschied sich für den Reitsport). In all den Jahren und danach sammelte er kiloweise Material über „seinen“ Handball, ein Eldorado für jeden Chronisten. Ein Faktenaustausch mit Fritz Lintz kann deshalb auch schon einmal einen vergnüglichen halben Tag dauern. Einige Fotos verdeutlichen, dass Rumeln lange Zeit ein Handball-Dorf war.

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Dieses Foto bildet ab die Bezirksmeister von 1928/29, der erste große Erfolg der noch jungen RTV-Handballabteilung mit von links Betreuer, Fritz Schmitz, Johann Kleinwegen, Hermann Gehnen, Gottfried Keusemann, Gottlieb Bergmann, Dietrich Bringsken, Wilhelm Rheims, Wilhelm Merkamp, vorne vl: Wilhelm Ramacher, Torwart Schroer, Kleuken


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Stolz zeigen sich die RTV-Werfer, nachdem sie am 15. Mai 1948 als Erster der Gauklasse den Aufstieg in die Oberliga Niederrhein geschafft hatten (von links): Günter Vleck, Heinz Lohbeck, Jan Wefels, Heinrich Keusemann, Jan Lohbeck, Willi Lohbeck, Heinrich Kohlenbrander, Dieter Bringsken, Hennes Pollmann, Gerd Schulze und Willi Bürgel.

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Am 14. März 1954, nach dem 14:8 beim TV Oppum, stand der erneute Aufstieg von der Landes- in die Oberliga praktisch fest. Es spielten (hinten von links) Günter Lübking, Hannes Götzen, Hans Bringsken, Rüdiger Jendral, Dieter Bringsken, Friedel Degener, Jan Wefels, Gerd Schulze, vorne vl Heinz Kersken, Horst Drübert und Peter Grasshoff.



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Das Farbfoto entstand 1980 - Feldhandball war bereits Geschichte. Diese Formation, mittlerweile als HSG Vennikel-Rumeln, demonstrierte eindrucksvoll, was wahrer Männersport ist (hinten vl): Wilfried Dreiucker, Karl Walminghaus, Karl-Heinz Mund, Fritz Lintz, Dieter Kleinbeck, Karl Puchalla, Gustav Biefang, vorne vl: Wolfgang Wirtz, Eduard Deest, Theo Schnitzler, Ludwig Fanderyc und Heinz van de Bruck.


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