Chronik des Handballs in Rumeln,
Kaldenhausen und Vennikel

Die Ära des Feldhandballs

Text: Ferdi Seidelt - Fotos: Archiv

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Mitte des 20. Jahrhunderts, als Handball draußen auf dem Großfeld gespielt wurde und die Hallenvariante lediglich eine Randerscheinung darstellte, waren in den Stadien Zuschauerzahlen im hohen fünfstelligen Bereich eher Regel denn Ausnahme. Ein Länderspiel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR lockte 1959 93.000 Zuschauer ins Leipziger Zentralstadion. Feldhandball war hinter Fußball die zweitbeliebteste Sportart in Deutschland.

Feldhandball auf dem Großfeld war – international gesehen - sowohl in den nördlichen wie auch südlichen Ländern Europas zu keiner Zeit wirklich populär und hatte sich eigentlich nur in Mitteleuropa durchsetzen können, wohingegen das Hallen- und Kleinfeldspiel – gesamteuropäisch betrachtet – deutlich populärer war.

1953 wurde die Regel „Mannschaft außer Spiel“ und die damit verbundene Dreiteilung des Spielfeldes testweise und nur in Deutschland eingeführt. Fortan durften sich in jeder der beiden Angriffszonen, die 35 Meter vor dem Tor begannen, nur noch sechs Feldspieler jeder Mannschaft aufhalten. „Hinten“ hatten der Torwart sowieso und vier weitere Kameraden Zeit zum Verschnaufen. Der Platzwart musste also acht Fahnen in den Boden stecken. Nach vielen Experimenten hatten ab 1956 zudem folgende Regeln auch international Bestand: Wurfkreis 13 m, Strafwurfpunkt 14 m und Freiwurflinie 19 m.

Feldhandball bestimmte bis Ende der 50er Jahre den Saisonkalender des Deutschen Handballbundes (DHB). Erst dann teilte der DHB das Jahr in eine etwa gleich lange Feld- und eine Hallensaison ein. Die Feldhandball-Bundesliga der Männer war von 1967 bis 1973 die höchste Spielklasse im deutschen Feldhandball. 1974 und 1975 wurde die Meisterschaft im Rahmen einer Endrunde der Meister der Regionalligen ausgetragen. Zu dieser Zeit tauchten Kommunen auf, deren Namen erst durch den Handball bundesweit bekannt wurden: Dankersen, Göppingen, Großwallstadt, Gummersbach, Leutershausen, Nettelstedt, Wellinghofen, um nur einige zu nennen. In Liga eins vertreten waren aus unserer Region der Vereine-Verbund OSC Rheinhausen, der TV Oppum und die Sportfreunde Hamborn 07.

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Wenn speziell in den unteren Klassen die Aktiven aufliefen, waren die Plätze oft in einem schlechten Zustand. Gespielt wurde teilweise auf einem wilden und unebenen Rasen. So kam es immer wieder vor, dass die Bälle beim Tippen wegsprangen. Die „Äcker“ hatten oft einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Spielausgang. Besonders schlimm war es bei Regenwetter. Dann wurde die ganze Sache schon mal zu einem Glücksspiel. Der Ball glitt einem durch die Hände und die Spieler rutschten aus. Es war nicht sonderlich angenehm, unter solchen Bedingungen zu spielen.

Da die meisten Vereine in der damaligen Zeit nicht über einen Rasenplatz verfügten, wurde meist auf mehr oder weniger rauen Hartplätzen (Asche) gespielt. Dies führte dazu, dass viele Spieler die ganze Feldhandballsaison über etliche Schürfwunden als Trophäen ihrer Mühen mit nach Hause brachten.

Zu Beginn der siebziger Jahre zeichnete sich das Ende des Feldhandballs ab. Es war die Zeit, in der die Kommunen begannen, Sporthallen zu bauen und damit die Möglichkeiten schafften, Hallenhandball zu spielen. Zudem gab es ein hausgemachtes Problem: Eine Vielzahl von Regeländerungen machten die Sportart für die Zuschauer weniger nachvollziehbar und damit unattraktiv.

Den endgültigen Todesstoß gaben die skandinavischen Handballnationen dem Feldhandball. Sie mussten witterungsbedingt sehr häufig in der Halle trainieren. Somit war deren Feldhandballsaison viel kürzer als die in Deutschland. Und als sie merkten, dass sie bei Großturnieren nicht mehr mithalten konnten, haben sie irgendwann einfach nicht mehr teilgenommen.

Bei der letzten Weltmeisterschaft 1966 in Österreich nahmen nur noch sechs Mannschaften teil. Den Titel gewann zum fünften Mal in Folge die fast unschlagbare Bundesrepublik Deutschland. Und als der Hallenhandball für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München erstmals in das Programm aufgenommen wurde, war endgültig klar, dass die Zukunft in der Halle liegt.

Drei Jahre später, also 1975, schloss der Deutsche Handball-Bund (DHB) die Akte Feldhandball endgültig. Die Spieler nahmen das Ende unterschiedlich auf. Für die Verteidiger war die Umstellung nicht ganz einfach, weil sie als Hallenhandballer nun plötzlich auch im Angriff Leistung bringen mussten. Dabei beherrschten manche nicht einmal einen richtigen Sprungwurf.

Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
Den bundesdeutschen Adler auf der Brust und alle Kraft voraus: Beim WM-Sieg 1952 wurde Bernhard Kempa (geb. 1920 in Oppeln/OS) souveräner Torschützenkönig. Nach ihm ist ein ganz besonders spektakuläres Anspiel benannt: Beim Kempa-Trick wird der Ball auf einen in Richtung Tor springenden Spieler gepasst, der ihn in der Luft fängt und dann sofort auf das Tor wirft, bevor er wieder den Boden berührt. Das zweite Bild mit dem Hamborner Walter Schädlich (rechts beim Wurf) während der Deutschen Feldhandball-Meisterschaft 1958 verdeutlicht, welche Kraft Feldhandball erforderte.


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