Warten auf die Brücke und den Kindergarten!
Verfasst am: 2020-04-04 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt (3), Hans Partenheimer (1)
Auch in Zeiten der „Corona-Entschleunigung“ geht das Leben weiter. Da gibt es Prozesse, mal langsam, mal schnell. Werden Gedanken gedacht und Taten getan. Was läuft?
Von großem Interesse ist, wann die Wegebeziehung Rumeln-Bergheim, sprich die Cölve-Trasse wieder genutzt werden kann. Auf Nachfrage erklärt die für die Installation der Behelfsbrücke zuständige Stadt Moers, dass mittlerweile alle Absprachen – inhaltliche und finanzielle - zwischen Duisburg und Moers in trockenen Tüchern seien. Die Ausschreibung für das Gewerk werde im Mai öffentlich ausgeschrieben. Es sind neben dem eigentlichen Behelfsbrückeneinschub umfangreiche weitere Maßnahmen im Umfeld der Brücke auszuführen, zum Beispiel Anrampungen im Straßenbereich, Herstellung neuer Widerlager, Teilrückbau der Bestandsbrücke (Gehwegplatten) sowie Fundamente für Lichtsignalanlage und Portalrahmen. Deshalb werde der Behelfsbrückenvermieter voraussichtlich als Nachunternehmer vom Hauptauftragnehmer auftreten. Mit potentiellen Lieferanten der Behelfsbrücke werden Gespräche geführt. Kommentar: Dann mal Glück auf!, dass der Eröffnungstermin Hochsommer/Herbst auch gehalten wird!
Ein großes Problem sind die fehlenden Kindergartenplätze. Unbedingt muss eine weitere, eine fünfte Einrichtung her, um insbesondere den städtischen Hort an der Düsseldorfer Straße zu entlasten. Hier zuerst einmal das Platzangebot der vier vorhandenen Kindertageseinrichtungen zum 1. August 2020! Kirchstraße 20 (evangelisch): 68 ü3 + 20 u3. Böschhof 6 (katholisch): 40 ü3 + 16 u3. Dorfstraße 75 (katholisch): 80 ü3. Düsseldorfer Straße 148 (städtisch): 135 ü3 + 42 u3. Macht 401 Plätze. Jetzt wird es spannend: Das fünfte Angebot soll, so eine aktuelle Ausarbeitung des Jugendamtes, am Standort „AEG-Gelände/Ulmenstraße“ ab 2021 Platz für 98 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren und 22 Knirpse bis drei Lenzen bieten, Träger könnte die „Lebenshilfe Heilpädagogische Sozialdienste gGmbH“ sein. Also: 120 Plätze zusätzlich ab kommendem Jahr!
Wie das? Nun, der optimale Standort war und ist natürlich die Rathausallee. Doch aufgrund der ungewissen Bewertung „Nähe zum Chempark“ (Seveso III-Störfall-Richtlinie) steht dieses Neubaugebiet noch in den Sternen – was übrigens auch dem geplanten gemeinsamen Sparkasse-Gebäude den Kopf gekostet hast. Auf der Suche nach einem anderen zentralen Platz wurde als Nächstes das Areal westlich der Pregelstraße gecheckt – hier stand in den 90er Jahren wegen des Balkankrieges eine Asylbewerber-Baracke. Vorschlag: abgelehnt. Dann der Blick auf das große Hinterland des Schulzentrums. Hier wäre Platz genug. Doch die Verwaltung wirft auch hier die Störfall-Richtlinie (!) in die Kolonne, nennt das Gelände Überschwemmungsgebiet (!). Es werde geprüft, ob das Projekt schneller und günstiger auf einem alternativen Grundstück an der Ulmenstraße (gemeint ist das Fröbel-Schulgrundstück) realisiert werden könne. Kommentar: Seveso und Hochwasser für das Freigelände der ehemaligen Hauptschule sind ziemlich weit ausgeholt, die Ulmenstraße ist definitiv für Wohnhäuser geplant (Steinbau/GEBAG).
Schön zu sehen, dass es zudem im Straßenbau hier wie dort voran geht. So wird der erste Stichweg der Ringstraße, Höhe Haus Nr. 78 ff, die Verbindungsstraße am Marktplatz und der Weg von der Nedleburg zum Karl-Matull-Platz saniert, die hintere Hochfeldstraße bekommt ein Breitbandkabel, an verschiedenen Stellen wurden Schlaglöcher geflickt. In Höhe der Aldi-Ausfahrt wird gerade eine Querungshilfe konzipiert. Kommentar: Insbesondere der Mittelteil der Dorfstraße könnte eine „Glättung“ der Piste gebrauchen. Ansonsten geht es anderen Stadtteilen deutlich schlechter.
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1 – Dieser Hinweis geht ins dritte Jahr. Lästige Umwege über Neustraße, Oberfeld und Unterstraße nerven nicht nur den Autofahrer, sondern auch die Anlieger.
2 – Erkennbar liegt die Fröbel-Turnhalle in Schutt und Asche. Dass hier ein Kindergarten gebaut werden könnte, stellt die bisherigen Absichten auf den Kopf.
3 – Angenehm zu sehen: Wie hier am Stichweg der Ringstraße in Kaldenhausen wird in Rumeln-Kaldenhausen auch im Tiefbau immer wieder etwas getan.
4 – Für die Nutzer des Weges Nedleburg – Karl-Matull-Platz wird es insbesondere bei widrigem Wetter deutlich angenehmer werden als bisher.
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Corona – Rumeln-Kaldenhausen kämpft!
Verfasst am: 2020-03-27 • Autor: Ferdi Seidelt, Wochenanzeiger • Fotos: Ferdi Seidelt
Für einen angenehmen Ende-März-Nachmittag ist für Rumeln-Kaldenhausener Verhältnisse ungewöhnlich wenig los! Mehr leere als volle Parkplätze vor den großen Einkaufstempeln, kaum Verkehr auf der Straße. Es verwundert, dass so mancher Imbiss geschlossen hat. Das Corona-Virus, die Anordnungen der Politik aus Bund, Land, Stadt und die damit verbundene „Entschleunigung der Gesellschaft“ haben ganze Arbeit geleistet. Doch wie funktionieren die Branchen jenseits der still gelegten Bereiche Bildung, Gastronomie, Religion, Sport, Schönheit, Tourismus und Vergnügen? Was bedeutet das für die Händler, Handwerker und Dienstleister - die, die eine Gesellschaft erst im Detail funktionieren lassen?
„Was soll ich machen?“, fragt Marion Wiescher und sagt mit lieben Worten anstehende kosmetische Fußpflegen ab. So wie ihr ergeht es allen Betrieben der Kosmetikbranche in Rumeln-Kaldenhausen, für Menschen, die viel auf ihr Aussehen und Wohlbefinden geben, eine neue Erfahrung. „Gemeckert hat eigentlich keiner.“ Für die Kunden „back to the roots“. Nagelschere und Hornhautraspel aus der Besenkammer geholt – Fußbad und dann Attacke! Für die Smile Line der French-Nägel gibt es Schablonen.
Im Laden von Metzgermeister Christian Schulz, Chef der Metzgerei Heinen, ticken die Uhren völlig anders. Völlig weggebrochen sind die Umsätze an Imbiss-Stuben und Gaststätte, ein Buffet- und Catering-Geschäft gibt es nicht mehr. „So oder so – die von uns gewohnte Qualität im Geschäft und auf dem Wochenmarkt bleibt absolut erhalten.“ Fast schon symptomatisch: „Ich hatte unlängst Schwierigkeiten, für das Schnitzel-Braten ausreichend Mehl zu bekommen.“ Auch im Großhandel war das Getreidepulver „über Nacht“ vergriffen. Schulz: „Jammern ist nicht, wir kämpfen.“
Bei Bäckermeister Peter Wiedemann hat es von allen Seiten eingeschlagen. Das Pausen-Geschäft mit der Schule ist passé, keine Torten für Hochzeit und Taufe mehr, keine Kuchenbestellung für eine Beerdigungsfeier, auch die Steh-Cafés in seinen beiden Geschäften sind ihm untersagt worden. Da die Menschen sich in ihre Wohnungen zurückziehen, bietet der Kaldenhausener Kult-Betrieb einen kontaktlosen Lieferservice an. Nach einer telefonischen Bestellung legt Gattin Petra die Ware vor die Haustür, der Kunde deponiert dort das Geld. Maloche pur, 18 Mitarbeiter stehen auf der Lohnliste.
Einen ähnlich Kontakt-freien Ablauf stellt Kfz-Meister Frank Hilger bereit. Augenscheinlich meinten viele, dass auch seine Autopartner-Werkstatt schließen musste. Von gleich auf jetzt blieb für den Kaldenhausener Betrieb die Nachfrage aus. Doch Hilger verfeinerte die Kundenbetreuung: „Wähle 02151-408883, Termin vereinbaren, abends zuvor Schlüssel und Papiere in den Briefkasten, später mit dem Zweitschlüssel Auto vom Hof abholen, Rechnung überweisen, fertig.“ Ähnlich „virenfrei“ wird bei ihm das Fahrzeug durch den TÜV gebracht. Natürlich gibt es noch den Face-to-Face-Kontakt.
Um bei den Betrieben mit unvermeidlichem Kundenkontakt die vorgeschriebenen Schutzvorrichtungen zu gewährleisten, legt Schreinermeister Rainer Lintz momentan Überstunden ein. Etliche Geschäfte orderten bereits Holz-Plexiglas-Konstruktionen, der Tröpfchen-Infektion im Kundengespräch wird so der Kampf angesagt. In allen Geschäften gibt es mittlerweile Bodenmarkierungen, Flatterbänder und andere improvisierte Abstandshalter, dazu freundliche Security-Kräfte - die Rumeln-Kaldenhausener haben's kapiert.
Bleibt zu berichten vom gerade gegründeten Sanitär-, Heizungs- und Klimaunternehmen Jochen Frings und David Giesen. Der erste Monat lief prima an, dann der herbe Rückschlag. Wegen Corona verschoben etliche Kunden den Badumbau und die Altbausanierung in den Sommer. Die Meister bekommen nur noch vereinzelte Aufträge. Wenn das Rohr leckt, die Heizung streikt und der Kanal verdreckt ist. Ein Boom erlebt die Trinkwasserhygiene, hier sind die in Kaldenhausen ansässigen Installateur-Meister Fachleute, nach VDI zertifiziert. „Wir geben alles, um das Angebot im Ort zu bereichern.“
Hintergrund-Information (Amtsblatt Duisburg):
(ua) Alle Geschäfte des Einzelhandels sind zu schließen. Dies gilt nicht für Lebensmittel, Kioske, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken, Sparkassen, Poststellen, Reinigungen, Waschsalons, den Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und den Großhandel. Auch Dienstleister und Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen.
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – Metzgermeister Christian Schulz (Heinen) zeichnet für qualitativ beste Fleisch- und Wursterzeugnisse. Corona hat ihm ergänzende Einnahmen vollständig weggenommen, nur der Regelbetrieb ist ihm geblieben.
2 – Bäckermeister Peter Wiedemann und Mitarbeiterin Kristina Erlbeck legen frisch gebackenes Brot nach. Handwerkliches Können wird auch in Corona-Zeiten sehr geschätzt, der neue Haustür-Dienst nimmt Fahrt auf.
3 – Frank Hilger steht für exzellente Arbeit am Automobil. Mehr als überrascht war der beliebte Kfz-Meister, als „von gleich auf jetzt“ das Tagesgeschäft ausblieb. Corona begegnet er nun mit dem Kontakt-freien Kundenservice.
4 – Die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Jochen Frings (links) und David Giesen, checken einen Ölbrenner. Wegen Corona wissen sie nur bedingt, wie sich der Start ihres Unternehmens entwickeln wird.
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