60 Jahre Gut Biss – Fisch und ganz viel Natur
Verfasst am: 2020-11-18 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Augstein, Brunner, Herold, Kress, Seidelt
Kaum hat der Berichterstatter die Daten für „60 Jahre Angelsportverein Gut Biss Rumeln-Kaldenhausen“ beieinander, die erste spannende Erkenntnis. So hatten und haben die Petrijünger seit ihrer Gründung mit – in dieser Reihenfolge – Gustav Petlinski, Heinz Winkelmann, Hans Giesen, Wilhelm Ridders, Hermann Krämer, Fred Kürten, Ingo Nühlen und Jürgen Friedrich zwar acht Vorsitzende, doch aus der Riege der Angler-Chefs ragt letzterer doch heraus: Friedrich, der aktuelle Präses, ist mittlerweile 25 Jahre Anführer der Fischersleut' – ein (fast nicht bemerktes) Jubiläum im Jubiläumsjahr des geerdeten und agilen Vereins!
Doch von Anfang an! Der Angelsportverein "Gut Biss" Kaldenhausen wird 1960 gegründet. Los geht es im Juli in der Gaststätte Brunotte in Kaldenhausen - Gründer Gustav Petlinski führt acht Petrijünger (Gert Appel, Heinz Benedens, Hermann Bergmann, Klaus Gruner, Helmut Mayer, Helmut Meyer, Walter Piontek, Horst Windhaus) an. Bei einem Monatsbeitrag von 1 DM und einer 40 DM teuren Jahreserlaubniskarte kann "das Gewässer des Herrn Schmitz" befischt werden, in das der Eigner flugs vier Zentner Rotaugen (mit Bräsen durchsetzt) eingebracht hat. 1964 wird der Vereinsnamen von "Kaldenhausen" auf "Rumeln-Kaldenhausen" erweitert und amtlich, zeitgleich das (Rumelner) Rottmann-Baggerloch ("Tegge") angepachtet. Bereits ein Jahr später kommt der (Rumelner) Mühlenbergsee hinzu. Heute hat der Verein rund 200 Mitglieder, auf der Liste der Ehrenmitglieder befinden sich wegen ihres Engagements für den ASV Klaus de Jong, Günter Heiser, Hans Kleer, Ferdi Seidelt sowie die Eheleute Erich "Fuzzy" und Irmgard Wiesner. Wolfgang Klönner trägt diese Würde für 30jährige ASV-Vorstandsarbeit, während Jürgen Eschment, Udo Ginters, Werner Hopp, Wilhelm Hufen, Klaus Michalowski und Horst Rahn für 50-jährige Treue so belobigt wurden.
Natürlich setzen die Angler auch ihre Sportgeräte ein. Günter Brobowski hat 2010 am Rottmann-See einen Wels von 190 cm Länge und 40 kg Gewicht am Haken, wenig später freuen sich am Mühlenbergsee die Petrijünger über jede Menge stattlicher Karpfenfischartige - 2011 geht als das "Jahr der Schleien" ein.
Nun, es gibt immer noch falsche Vorstellungen von der Angelei! Das Gros der Petrijünger geht zur Erholung an den See, Entspannung pur. Der Fischfang ist dabei oft Nebensache, die Freude an der Natur überwiegt. Seit Jahr und Tag hängen die Angler Fledermauskästen und Nisthilfen für Meise, Baumläufer & Co. auf. Oder sie mühen sich um die rare Kreuzkröte- ziemlich hässlich, wiewohl eine streng zu schützende Spezies.
Besonders liegt den Anglern der an ihrem See heimisch gewordene Eisvogel am Herzen. Dafür hat der ASV extra ein Steilufer geschaffen, in das der Vogel eine 40 bis 80 cm lange Höhle gräbt. Hier herrscht absolutes Angelverbot, mehr noch: Die Angler halten den Standort geheim, denn schon nach einer dreistündigen Störung durch Menschen kann die Brut verloren gehen, da sich der Altvogel längere Zeit nicht mehr in sein Eigenheim traut.
Besonders stolz sind die ASV-Aktiven auf ihr 4-Sterne-Insektenhotel, in dem sich Wildbiene, Hummel, Wespe, Marienkäfer, Florfliege, Käfer und Würmer tummeln. Schwimmende Laich-Hilfen sorgen dafür, dass sich Weißfische wie Aland, Rotauge oder Rotfeder wieder vermehrt natürlich reproduzieren können.
Mithin ist der ASV Gut Biss Rumeln-Kaldenhausen ein prächtiges Beispiel für einen Fauna und Flora pflegenden und stets um das Wohl ihrer Klientel besorgten Verein! Das hat ihnen der Fischereiverband wiederholt schwarz-auf-weiß beurkundet.
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 - 1987, der erste Spatenstich für das spätere kleine Vereinsheim! Während sich Vorsitzender Ferdinand "Fred" Kürten mit dem Gartengerät auseinandersetzt, merkt man den Petrijüngern die Vorfreude auf das Bierchen förmlich an. Foto: Dieter Brunner
2 - Das Anangeln (hier das Jahr 1988), also die Saisoneröffnung, ist für Petrijünger wie Ostern und Weihnachten gleichzeitig. Zum ersten Mal wieder gemeinschaftlich das Fanggerät einsetzen, das ist ein Ereignis für echte Kerle. Foto: Dieter Brunner
3 - 1989 wurden die Kommunalpolitiker Hans Kleer (l) und Ferdi Seidelt (r) zu Ehrenmitgliedern ernannt. Kleer hatte für das Vereinsheim gekämpft, Seidelt sich erfolgreich gegen die Teilverfüllung des Mühlenbergsees gestemmt. Foto: Frank Augstein
4 - Bei so viel Männerdurst ließen sich 1991 (vl) die Christdemokraten Heinrich Clouth, Ferdi Seidelt und Wilhelm Schlüpen nicht lumpen und spendierten dem ASV "Gut Biss" zur Saisoneröffnung gleich drei Fässchen Bier. Foto: Volker Herold
5 - Zu einer Hauptversammlung gehören neben den Jahresberichten und Wahlen auch die Auszeichnungen und Ehrungen von verdienstvollen und erfolgreichen Sportsfreunden - hier das Gruppenfoto 1995 vor dem "Trompeter Hof". Foto: Fritz Kress
6 - Das Sommerfest ist "der" gesellige Höhepunkt im Vereinsjahr. Unser Bild aus dem Jahr 1998 zeigt ASV-Chef Jürgen Friedrich, rechts am Tisch die Ehrengäste Irmgard und Erich Wiesner von der Montana-Ranch. Foto: Hans-Ulrich Kress
7 - 2000 pflanzt der Verein einen von Fritz Moldenhauer gestifteten Millennium-Baum. Die Aktion unterstreicht die Aussage, dass Bäume ohne den Menschen, die Menschen aber nicht ohne Bäume leben können. Foto: Hans-Urich Kress
8 - Torsten Kolditz (links) und Jürgen Friedrich stehen für Naturschutz pur beim ASV Gut Biss Rumeln-Kaldenhausen. Das Foto verdeutlicht, dass die Petrijünger an ihren Seen die Flora und Fauna insgesamt im Blick haben. Foto: Ferdi Seidelt
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Bäckerei Wiedemann – 60 Jahre nur das Beste!
Verfasst am: 2020-11-13 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt
1960! Was für ein Jahr! US-Präsident John F. Kennedy läutet eine neue Ära ein. In Afrika bekommen 18 Kolonien ihre Unabhängigkeit. Erster Auftritt der Beatles auf der Reeperbahn. Armin Hary läuft die 100 m in 10,0 Sekunden. Die UdSSR wird Fußball-Europameister. In Rumeln-Kaldenhausen gründet sich der Angelsportverein „Gut Biss“ und Hans Wiedemann backt seine ersten eigenen Brötchen.
Wiedemann – wir sind beim Thema! Damit Hans Wiedemann seine „Bäckerei/Konditorei“ in der Buchenstraße starten kann, spendiert Heinrich Theisen seinem Schwiegersohn in spe eine Teig-Maschine. Der wiederum veräußert seinen Motorroller, um Backzutaten zu kaufen. Im „Wochen-Werbe-Kurier für Industrie, Handel, Gewerbe, Private und Vereine in Rumeln-Kaldenhausen, Mühlenberg, Schwafheim, Kapellen und Vennikel“ geben Hans Wiedemann und Anneliese Theisen die Eröffnung ihres Betriebes zum 16. November 1960 bekannt.
„Bestellungen von Brot, Backwaren aller Art, Torten, bunte Platten, Schlagsahne usw.“ würden prompt ausgeführt und frei Haus geliefert. Recht schnell sind der Opel Kadett Kombi und der Opel Blitz in den Straßen bekannt – aber auch die Backstube in der Buchenstraße verfehlt ihre Wirkung nicht. Legendär die Sahneschnitten am Sonntag – die Kunden bilden eine Schlange bis vorne zur Straße.
Der erste Lehrling kommt aus der Kaldenhausener „Polensiedlung“, die erste Verkäuferin, auch heute noch dem Unternehmen verbunden, badet Klein-Peter, Sohn von Hans und Anneliese Wiedemann. Unverzichtbar später die beiden VW-Busse, die vor den Krupp'schen Werkstoren die Arbeiter mit Steinofenbrot versorgen. 1972 steht so ein erster Mehlsilo auf dem Hof, 1976 wird der erste Marktwagen angeschafft (Rumeln-Kaldenhausen, Bergheim, Friemersheim, heute auch Neukirchen-Vluyn, Krefeld, Duisburg) und 1978 das Ladenlokal Buchenstraße 30/32 eröffnet.
„Die beste Entscheidung meiner Eltern war 1980 die Übernahme der Bäckerei Jakob Billen an der Düsseldorfer Straße 96“, schwärmt Peter Wiedemann. Bemerkenswert: Zu dieser Zeit „regiert“ in Rumeln die Bäckerei Gerd Hudasch, in Kaldenhausen hat Wiedemann das Sagen - Punkt! Am Rande: Wenn heute Backwaren in allen möglichen Geschäften angeboten werden, so sind Wiedemann in Kaldenhausen und Schwietz in Hochemmerich die beiden letzten Bäcker traditioneller Art im Stadtbezirk Rheinhausen (!).
1998 übergeben Hans und Anneliese Wiedemann das Unternehmen an Sohn Peter und Schwiegertochter Petra (geb. Blomenkamp). Mit den Jahren etablieren sich immer mehr Außer-Haus-Aktivitäten - Metzger Menges, Heinen, der Fisch-Caterer Mehrholz schwören genau so auf Wiedemann-Brötchen wie Oliver Heck, dessen kultige Hamburger dadurch besonders gut munden. Altenheim-Küchen, Schul-Cafés, Beerdigungstafeln, Gemeindefeste, aber auch die von Petra Wiedemann wunderschön verzierten Torten für Taufe und Hochzeit lassen keine Langeweile aufkommen. 2010 werden die beiden Ladenlokale um attraktive Klein-Cafés für Imbiss, Frühstück, Snack und Kuchen aufgewertet.
Das Licht in der Backstube geht um 2 Uhr an, von Freitag auf Samstag bereits nach Mitternacht, tags drauf „ist Luxus“ - 4 Uhr reichen, es kommt ja „nur“ der Sonntag. Bäcker ist erkennbar nicht nur Zuckerschlecken, 14 Stunden am Tag sind für Peter Wiedemann normal. Insgesamt beschäftigt sind 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Zum 60. Geburtstag hat sich die Brot- und Feinbäckerei etwas Besonderes einfallen lassen. In der Feierwoche, mithin ab 16. November, gibt es eine Jubiläumstüte, in der für keine 5 € ein 500-g-Mühlenlaib, ein Weckmann, zwei normale und zwei Körnerbrötchen stecken.
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 - Die Anzeige nennt als Bestell-Filiale „Düsseldorfer Straße 58“ - hier befand sich „Milch Theisen“. Deutlich wird, dass Schwiegersohn Hans und Tochter Anneliese daran im besten Sinne des Wortes „schuld“ waren.
2 - Petra, Anneliese und Peter Wiedemann im Jubiläumsjahr 2020. Sie und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für herausragendes Handwerk und kundigen Verkauf im Brot- und Kuchenbereich.
3 - Die Verbundenheit zu „ihrem“ Kaldenhausen beweist die Bäckerei Wiedemann immer wieder neu. Unser Zeitungsausschnitt aus den 60er Jahren zeigt eine vorweihnachtliche Weckmann-Aktion in der „Polensiedlung“.
4 - Bäckermeister Peter Wiedemann und Mitarbeiterin Kristina Erlbeck legen frisch gebackenes Brot nach. Leckere Backwaren und freundliche Bedienung werden auch in Corona-Zeiten sehr geschätzt.
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