Kohle-Gedenken – Lore wie aus dem Lehrbuch!
Verfasst am: 2019-08-14 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt
Als im vergangenen Jahr für den deutschen Steinkohlenabbau Schicht im Schacht war, schaut der Duisburger Westen nicht tatenlos zu. Die umtriebigen Zeiten von Rheinpreußen, Diergardt und Mevissen sind zwar seit plus/minus 50 Jahren vorbei, doch die Erinnerung lebt. So entstehen zwei schmucke Open-Air-Stollen. Einer wird in Bergheim (22. September), einer in Rumeln-Kaldenhausen (29. September) zur Erinnerung an die Zeche Wilhelmine-Mevissen/Schacht Rumeln eingeweiht.
Dann am 21. Dezember 2018 vor dem Denkmal Rumeln der geschichtsträchtige letzte Schnaps des Arbeitskreises Bergbau-Gedenken. Derweil renoviert Dagmar Hartmann den historischen Standort „Futterkrippe am Markt“, den sie ab 2. Mai 2019 als „Rumelner Dorfküche“ betreiben wird. Auf den Tischen liegen Briketts als Speisekartenhalter, Ex-Bergmann Walter Stärk besorgt seltene Utensilien von unter Tage. Eine 124 Jahre alte schlagwettergeschützte Benzinlampe von Friemann & Wolf (Zwickau), ein Grubentelefon von Funke + Huster aus Herne, ein RAG-Helm mit Batterie-Lampe… Die Gaststätte zeigt sich als kleine Zechen-Ausstellung.
Am 30. Juni 2019 ist auf der Rückseite des Rumeln-Kaldenhausener Open-Air-Museums ein herrliches Gemälde von Heimatfreund Heinz Billen fertig. Der Zechenturm am Volkesberg plus jede Menge Natur anno 1937. Die IGBCE Rumeln-Kaldenhausen übernimmt die Kosten. Unterdessen hat die Politik im Rathaus Rheinhausen verfügt, dass die Fußgängerampel Asterlager Straße in Höhe der ehemaligen Diergardt-Verwaltung Bergmänner aufs Glas bekommt. Bezahlt wird der Eyecatcher aus dem Etat zur „Pflege des Ortsbildes“.
Kaufmann Rolf Feldkamp wiederum hat mit Hilfe der Rheinhauser Bergbausammlung nicht nur seinen REWE-Laden in Bergheim auf Kumpel dekoriert, draußen steht eine schmucke Lore – Glück auf! Die ehemaligen Kumpel in der Nähe liegenden Siedlung werden es gerne zur Kenntnis nehmen.
Den Vogel aber schießt Familie Schmidt vom Nebenacker in Rumeln ab. Material aus den Anfängen des Steinkohlebergbaus, Form-8-Schienen, etwas Schotter, eine 1000-l-Beule, abends zur Illuminierung schlagwettergeschützte Korblampen. An den Seiten der Lore sind die Insignien der Bergleute zu sehen. Aber nicht etwa nur aufgepinselt, sondern kunstvoll gefertigt aus Eisen.
Wie das alles? Jürgen Schmidt erinnert sich. Der „Hunt“ steht zuerst am Karl-Matull-Platz in Rumeln. Da gehört er ihm, dem Obersteiger und späteren Betriebsführer, der schon mit 14 für den Pütt ausgebildet wurde. Irgendwie wandert das gute Stück nach Dormagen, wo Sohn und Elektrohauer Michael mittlerweile wohnt. Seine Visitenkarte: 22 Jahre unter Tage. Als es die Familie zurück nach Rumeln zieht, ist der 1000-l-Eimer natürlich mit im Gepäck. Der Rest funktioniert wie am Schnürchen: Die Schmidts, unterstützt von den Nachbarn Hans-Detlev Daun und Karl-Heinz König, wuppen jetzt im Juli das liebevoll restaurierte Andenken auf die Schiene, bepflanzen es und laden den Arbeitskreis Bergbau-Gedenken mit Abdullah Altun, Heinz Billen, Ferdi Seidelt und Walter Stärk zur Übergabe.
Altun: „In Respekt vor Eurer Arbeit spendiere ich Euch gerne noch ein, zwei Tonnen Gleisschotter.“ Billen: „Schade, dass dieses kleine Kunstwerk nur in einer Nebenstraße steht.“ Seidelt: „Rumeln-Kaldenhausen liebt und lebt seine Vergangenheit.“ Und Walter Stärk: „Ich bin hin und weg, was die Schmidts da auf die Schienen gestellt haben.“ Dann wird gegrillt und so manches Bierchen gezischt. Es ist kein Zufall, dass in dieser Zeit ein Passant spontan zum Handy-Fotoapparat greift. Eine Szene, die in den letzten Tagen und Wochen zum Alltag des Schmidt'schen Vorgartens gehört. Mit und ohne vorher angeklingelt zu haben…
Unsere Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – Gruppenfoto mit Lore (sitzend von links): Kim Schmidt, Michael Schmidt, Heinz Billen, Martina Endres, Abdullah Altun, Gattin Gönül; stehend von links: Sandra Schmidt, Hans-Detlev Daun, Karl-Heinz König, Ineke Schmidt, Jürgen Schmidt und Walter Stärk.
2 – Das Mini-Museum „Schacht Rumeln“ hat jetzt eine höchst attraktive Rückseite. Allrounder Heinz Billen fertigt in Kooperation mit der IGBCE Rumeln-Kaldenhausen dieses Gemälde und macht mit dem letzten Pinselstrich gleich eine Sitzprobe.
3 – Walter Stärk übergibt Gastronomin Dagmar Hartmann ein Grubentelefon, einen RAG-Helm und eine schlagwettergeschützte Grubenlampe. In der „Rumelner Dorfküche“ wird der Gast mit vielen Ideen an die Geschichte des Steinkohle-Bergbaus erinnert.
4 – Walter Stärk (Arbeitskreis Bergbau-Gedenken) muss sich mal melden! Dieses schwere Untertage-Telefon von Funke + Huster (Herne) aus dem Jahr 1951 funktioniert nur noch bedingt, zeigt aber, dass im Pütt Kommunikation lebensnotwendig war.
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40 Jahre Brettsegler – eine Erfolgsgeschichte!
Verfasst am: 2019-08-11 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Wolfgang Rusch/BSR-Archiv
Frage: Warum weiht ein Verein, 1979 gegründet, sein Klubhaus erst 2002 ein? Nun, das Vereinsleben der Brettsegler Rheinhausen beginnt mit einem Kuriosum. Als die Gründer bei der Stadt einen Antrag zum Bau einer Unterkunft stellen, ist die Behörde mehr als skeptisch. Windsurfen am Toeppersee, das ist kein Dingen auf Dauer! Was dann tun mit dem Klubhaus? Der Deal: Die Surfer bekommen zuerst einmal die Genehmigung für eine Holzbehausung. Gibt es die Gemeinschaft nach zehn Jahren immer noch, darf massiv gebaut werden. Das ist der Grund, warum das Brettsegler-Heim erst nach knapp 24 Jahren fertig wurde!
In der Tat startet der Verein, dem in der Spitze 365 Mitglieder (1996) angehören, mit kleinen Schritten. Interessierte „Surfer vom Toeppersee“ treffen sich zum ersten Mal am 19. Januar 1979 im kleinen Saal der Gaststätte Grafen-Pfeifer (Rheinhausen). 49 Mitglieder gründen am 9. März 1979 die „Brettsegler Rheinhausen“. Ins Vereinsregister surft der Kub am 18. Mai 1979.
Die Zuweisung der Einlass-Stelle am Toeppersee, Borgschenweg, wird am 7. Mai 1981, die Grundsteinlegung für das Vereinsheim „BSR-Hütte“ am 19. August 1982 gefeiert. 1986 ist das (hölzerne) Klubhaus fertig, die Stadt bedankt sich im gleichen Jahr mit einem Pachtvertrag für das BSR-Vereinsgelände am Toeppersee.
2001 weht der Wind Richtung Zukunft. Vorsitzender Axel Führer koordiniert den Abriss der wracken Hütte nebst Pergola, der steinerne Bau wird engagiert in Angriff genommen. Im Oktober ist der Rohbau fertig, Führer erinnert sich: „Mitglieder verlegten Strom-, Wasser und Gasleitungen, dann die Putzer und Fensterbauer, im Januar der Estrich, ab Februar die Stunde der Mitglieder! Dachausbau mit Jugendraum, Fliesen, Malerarbeiten und Kücheneinbau. Während dieser Zeit wurden wir von unseren Frauen bekocht. Alle nahmen Anteil am Fortschritt des Hauses. Die Bauabnahme erfolgte ohne Probleme; nur die fehlende Hausnummer wurde bemängelt.“ Am 21. Juni 2002 feiern die Mitglieder mit vielen Gästen aus Politik, Verwaltung und Gast-Vereinen das neue Domizil.
An all das wird erinnert, wenn jetzt am Samstag, 17. August, 11 bis 14 Uhr, die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 40-Jährigen Bestehen des BSR steigen (geladene Gäste und Mitglieder). Um 12 Uhr musiziert der Shanty-Chor Vynen, um 16 Uhr die Chorgemeinschaft Hohenbudberg.
Es schließt sich an der traditionelle „Tag des Wassersports“ (seit 2001), in dessen Rahmen die Interessengemeinschaft der Angler, die WRK (Segeln), die DLRG (Tauchen), Borussia Rheinhausen (Rudern), der WSV Rheinhausen (Paddeln), das Tauchteam Rumeln, die Sportjugend Duisburg und der Gastgeber (Windsurfen, Stand-up-Paddling) von 14 bis 18 Uhr ihre Passionen zeigen.
Von 18 bis 23 Uhr steigt auf der BSR-Anlage eine Beach-Party/Outdoor-Disco mit DJ Daniel, der Getränke- und Essensverkauf ist ganztägig gesichert.
Zu unseren Fotos (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – 1986 ist die hölzerne „BSR-Hütte“ endlich fertig, jetzt ist der Klub ein richtiger Verein.
2 – Das Vereinsleben 2001 ist geprägt von der Vorfreude auf das „echte“ Klubhaus aus Stein.
3 – Die altersschwache Holzhütte wird 2001 abgerissen, 2002 ist das neue Domizil fertig.
4 – Das schmucke Vereinshaus mit seinem blauen Dach ist heute für den BSR „die“ Adresse.
5 – Der Tag des Wassersports vereint Vereine, die unter, über oder am Wasser verortet sind.
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