Gefunden, das Wildschwein von der Kuhstraße!
Verfasst am: 2019-03-02 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt, Clemens John
Wenn sich auswärtige Besucher an etwas Markantes in der Duisburger Innenstadt erinnern, gibt es einige wenige immer wieder genannten „Eyecatcher“. Zwischen 1956 und 1981 war es der von Architekt Karlheinz Schauenberg kreierte „Gläserne Hut“ am Hauptbahnhof, der die Menschen magisch anzog. Oder das feine Glockenspiel, zuerst an der Fassade von Horten, später beim Porzellan-Profi Rosenthal. Heute ist es die „Lifesaver“-Brunnenplastik von Niki de Saint Phalle, die seit 1993, fünf Meter hoch und sechs Tonnen schwer, die Gäste der Königstraße erfreut. Hier ist interessant, was so ein Edelstahlgerüst mit Polyester-Überzug und ganz viel Farbe doch für dolle Deutungsspielräume eröffnet.
Völlig interpretationsfrei war da „das Wildschwein“. Vor „de Haan“ stand es, in der City, so seltsam, so unnahbar. Brachiale Kraft aus dem Münsterländer Wald im filigranen Dschungel der Großstadt. Das 1908 gegründete und seit Mitte der 60er Jahre an der Kuhstraße 1 ansässige Fachgeschäft für Wild, Geflügel und Feinkost hatte ein Maskottchen, ein Wahrzeichen. Doch seit wann und wie lange lockte der kapitale Keiler die Kunden, in welchem Dickicht entschwand er? Antwort: Der Duisburger City-Hingucker ist jetzt Blickfang auf der Geflügelfarm von Lothar Möbius in Rumeln.
Nun, Clemens John (heute 52), der den Familienbetrieb 1989 übernommen hatte und ihn bis 2014 führte, machte als junger Mann bewusst den Jagdschein, „um mehr über Wild in Erfahrung zu bringen“. Einer seiner ersten Aufgaben war ein fünf Jahre alter und 80 kg schwerer Wildschwein-Mann. Da der Schuss fast nichts vom Fell verletzte, schlug der Waidmann den Schwarzkittel nicht einfach aus der Schwarte, sondern brachte ihn, leicht aufgebrochen, zu einem versierten Präparator in Borken. Denn Haut und Haare mussten auf einen korrekt geformten Grundkörper aufgebracht werden. Und um diesen aus Holz und Metall herstellen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse eines Experten in Anatomie, Verhaltensforschung und Statik unverzichtbar. 2000 Mark konservierender Macherlohn blätterte Jäger John für seinen Volltreffer hin.
Clemens John war vom Ergebnis dermaßen begeistert, dass ihm spontan eine Idee kam: Der rüde Rambo aus dem Unterholz muss vor den Laden, die werte Kundschaft anlocken. Ein Wildschwein als Lockvogel auf der Kuhstraße, das hat was! Tag für Tag rollten die de Haan's den Paarhufer in die Fußgängerpassage und das sollte bis Samstag, 12. Juli 2014, so bleiben. An diesem Tag endete die 106-jährige Geschichte des Duisburger Traditionsunternehmens. Nur der John'sche Großhandel für Wild und Geflügel erinnert fortan noch an den „Laden mit dem Wildschwein“. Das Borstenvieh wiederum bekam eine zweite Chance.
Als John und sein Rumelner Geschäftspartner Lothar Möbius einmal mehr über die Aufgabe des Kult-Geschäfts in der Kuhstraße sprachen fiel der Groschen: Neue Heimat des vierbeinigen City-Helden wird der Hof des Geflügelbauers an der Kirschenallee 55 in Rumeln. Dort begrüßt er im Hofladen gewohnt grimmig und missgelaunt die nach Pute, Huhn oder Ente fragenden Kunden. So wie damals in Duisburg. Mit einem Unterschied. Er muss nicht mehr vor die Tür. Nach nunmehr 30 Jahren Dienst am Kunden lässt Möbius den stummen Diener nicht einfach im Regen stehen.
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 - Ein sanfter Schenkeldruck, das Schwein hält! Neu-Besitzer Lothar Möbius (links) und Jäger Clemens John lassen Nadine Protze probesitzen, posieren für die Presse (Foto Ferdi Seidelt).
2 - Ein Wildschwein als Lockvogel auf der Kuhstraße - unbändige Kraft aus dem lauschigen Münsterländer Wald im filigranen Großstadt-Dschungel Duisburg (Foto Clemens John).
Rumeln-Kaldenhausen macht drei Kreuze!
Verfasst am: 2019-02-27 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt
Was für eine Dauerbaustelle! Erhebliche Umsatzeinbußen bei den Geschäften, Umwege für die Anlieger und als Krönung eine Beteiligung an den Ausbau-Kosten (nach dem Kommunalabgabengesetz). Doch bald gibt es, zumindest was die Bauarbeiten betrifft, Aufatmen pur. Die Geschichte im Gesamtzusammenhang!
Vor genau 180 Jahren richteten die Preußen eine später „B 57“ genannte Verbindungsstraße ein, sie führte von Kleve über Krefeld und Mönchengladbach nach Aachen. Der Abschnitt von Rheinberg bis Krefeld, also der, der auch durch Rumeln-Kaldenhausen führt, wurde 1974 durch die A 57 ersetzt. Grund: Die Autobahn zwischen Krefeld und Moers war fertig, aus der unverzichtbaren Bundesstraße B 57 - in Rumeln heißt sie „Moerser Straße“, in Kaldenhausen „Düsseldorfer Straße“ – wurde die nicht mehr ganz so benötigte Landesstraße L 137. Das hinderte die Piste aber nicht daran, baulich in die Jahre zu kommen. 2014 war es dann soweit!
Zuerst wurde in Rumeln zwischen Ortseingang und Marktplatz mit 1,3 Mio € die Moerser Straße saniert. Der Wermutstropfen: Bau-Ende sollte Ostern 2015 sein, fertig wurde die Maßnahme erst in den Herbstferien.
Dann das 700.000 € teure Projekt Düsseldorfer Straße I zwischen Schulallee und Donkweg. Sieben Monate waren für die Arbeiten ab Januar 2018 veranschlagt, aus „Juli/August“ wurde „Ende 2018/Anfang 2019“.
Noch doller trieben es die Straßenbauer mit dem Abschnitt Düsseldorfer Straße II, Giesenfeldstraße bis Ortsgrenze Uerdingen. Zuerst wurde in etwa die gleiche Zeit wie für Abschnitt I aufgerufen, dann korrigierte die Stadt kühn auf „Frühjahr 2019“. Jetzt teilt Bezirksmanager Jürgen Konkol mit: „Die Bauarbeiten unter Signal-gesteuertem Verkehr werden, wenn es kein Extremwetter mehr geben sollte, im Februar abgeschlossen sein. Was dann noch fehlt ist der Einbau der Deckschicht und der Bau der Querungshilfe in Höhe des Kindergartens.“ Der Deckenbau komme am 16./17. März, ersatzweise 23./24. März. Ausschlaggebend werde sein das Wetter, kein Dauerregen, nicht zu kalt.
Der Ablauf: Samstag ab 10 Uhr Vollsperrung südliches Bauende bis Tankstelle, Anfahren der Tankstelle vom Norden möglich! Ab 18 Uhr Vollsperrung bis zur Giesenfeldstraße, Verkehrsübergabe am Montag 4 Uhr, erster Bus kann um 4:30 Uhr passieren. Großräumige Umfahrungen, teilweise über die A 57, Hinweisschilder werden aufgestellt.
Nun, im Rahmen der Sanierung der Moerser Straße stellten ein Bäcker und ein Friseursalon ihren Betrieb ein, während der Arbeiten an der Düsseldorfer Straße verzeichneten die Geschäfte Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent. Auch die Anlieger hatten ihren geregelten Stress. Verständlich, wenn nun alle kollektiv drei Kreuze machen. Oder auch mehr.
Zu unseren Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – Rumeln im Mai 2014! Der Bagger räumt die Kopfseite des Marktplatzes komplett ab, der Umbau und die Sanierung der Moerser Straße können sich ab Herbst 2015 durchaus sehen lassen (Foto Ferdi Seidelt).
2 – Kaldenhausen im Februar 2019! Höhe Blechwarenfabrik, Richtung Uerdingen. Noch ist nicht erkenntlich, dass schon in wenigen Tagen die nervenaufreibende Dauerbaustelle passé sein wird (Foto Ferdi Seidelt).
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