50 Jahre St. Marien mit Mary's Party und 500 Kerzen
Verfasst am: 2018-09-23 • Autor: Ferdi Seidelt, Wochenanzeiger • Fotos: Ferdi Seidelt
Wenn auch seit Juni 2015 die ehemals selbstständigen Pfarreien St. Joseph Friemersheim, St. Marien Rumeln, St. Klara Kaldenhausen und St. Marien Schwarzenberg den Weg als Pfarrei St. Matthias miteinander gehen, so spürt der Beobachter doch, dass jede der Katholiken-Gemeinden eine eigene Geschichte gehabt haben muss beziehungsweise hat.
Und wenn vom 30. September bis zum 7. Oktober St. Marien Rumeln „50 Jahre“ feiert, stellt sich sogleich die Frage, was denn „davor“ war und was um 1968 geschehen ist, dass Rumeln eine eigene katholische Kirche bekam. Der Gesamtzusammenhang: Das 20. Jahrhundert war gerade angebrochen, da stand die Frage an, ob das traditionell mehr katholische Kaldenhausen eine eigene Kirche haben sollte. 1911 wurde der Bau begonnen, 1912 die St. Klara-Kirche eingeweiht. 1934 freute sich dann das durchgängig evangelische Rumeln über ein eigenes Gotteshaus.
Der Bergbau in Rumeln-Kaldenhausen (1937 bis 1973), der Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen sowie der Bau von Krupp- und Thyssen-Siedlungen sorgten dafür, dass immer mehr Katholiken in Rumeln heimisch wurden. Die Messen der Kaldenhausener Pfarrer Bernhard Werschmann (im Amt von 1934 bis 1965) und Anton Janssen (seit 1965) waren zwar stets sehr erbauend, doch der Fußweg dorthin nicht eben kurz. Entschlossen wurde 1966 der Versammlungsraum im gerade fertiggestellten Anbau der (katholischen) Marienfeldschule zur sonntäglichen Feier der Heiligen Messe genutzt, ein Provisorium. Gleichwohl hingen dort schon die Baupläne für ein Kirchengebäude vis-a-vis der „Z-Kurve“ (Hülsenhof). Wie kam es dazu?
Historiker Heinz Billen weiß von einer Transaktion anno 1962: „Die katholische Kirchengemeinde St. Klara erwarb aus Privatbesitz Industriegelände am Borgschenweg und übertrug es sogleich der Doppelgemeinde Rumeln-Kaldenhausen. Dafür stellte die Kommune der Rheinischen Heimstätten AG Bauerwartungsland zur Verfügung. Die AG wiederum verkaufte der Kirchengemeinde ein Grundstück für genau 151.725 DM.“ Noch im gleichen Jahr schlug der Kirchenvorstand der bischöflichen Behörde vor, die neue Gemeinde St. Marien nennen zu dürfen – das Franziskanerinnen-Kloster „Marienfelde“ (1472 bis 1803) stand hier Pate.
1963 gründete sich im Gemeinschaftsraum der Zeche ein „Kirchbauverein“, um Geld für den Bau zu beschaffen. 1964 billigten zuerst der Kirchenvorstand, dann das Bischöfliche Bauamt und schließlich der Kreis Moers das Gebäudeprogramm mit Kirche, Turm, Pfarrhaus, Kindergarten, Jugend-/Pfarrheim und einer Küster-/Hausmeisterwohnung. Ende 1964 definierte der Kirchenvorstand die Baukosten auf 1.259.000 DM. Am 15. Oktober 1966 erfolgte der erste Spatenstich, auf dem Grundstein stand „Beatae Mariae Virginis A Rosario“, was Lateinisch ist und übersetzt „Unserer lieben Frau vom Rosenkranz“ heißt. Richtfest feierten die Katholiken am 5. Mai 1967. Das Gotteshaus hat eine Höhe von 15,50, der Glockenturm misst 33,25 m, der Turmhahnmast 4,50 m. Die Glocken läuteten erstmals in der Silvesternacht 1967/68.
1968 musste wegen Überfüllung des Raumes in der Marienfeldschule eine zweite Messe gelesen werden, die Einweihung der Kirche mit 400 Sitzplätzen am 5. Oktober 1968 durch Weihbischof Laurenz Böggering aus Münster wirkte wie eine Erlösung! Doch noch war St. Marien eine Filiale von St. Klara, erst die nächsten ersten Spatenstiche, die für das Pfarrhaus am 26. September 1969 und die für den Kindergarten am 6. Februar 1970, ließen St. Marien langsam, aber sicher selbstständig werden.
Die Gemeinde hatte in ihren fünf Jahrzehnten fünf Geistliche. Kaplan Gregor Dycker leitete im Benehmen mit St. Klara-Pfarrer Anton Janssen bis August 1970 die Geschicke, ihm folgte im Amt Pastor Franz-Josef Hachmöller, der wiederum von Pfarrer Helmut Golombek im Oktober 1973 abgelöst wurde. Der aus Schlesien stammende Spätaussiedler erlebte am 1. April 1974 die Ernennung von St. Marien zur eigenständigen Pfarrei und dann weitere 26 Jahre als Oberhirte der Gemeinde. 2000 übernahm Pfarrer Rainer Hermes die Führung der St. Marien-Christen, 2007 kam Pfarrer Andreas König, bis heute der Ansprechpartner vor Ort.
Die Gemeinde feiert die „50“ in vielen Facetten. Begonnen wird die Festwoche am Sonntag, 30. September, mit Familienmesse und Abendlob. Es folgen das Frauenfrühstück (Montag, 9.30 Uhr), ein KiTa-Event (Dienstag), ein Tiersegnungsgottesdienst (Mittwoch, 16 Uhr), eine Senioren-Messe (Donnerstag, 15 Uhr), dann das Kirchweihfest um 19 Uhr mit anschließender „Mary's Party“ im Pfarrheim ab 20 Uhr (Freitag) und die Festmesse zum Patronatsfest (Sonntag, 7. Oktober, 10.15 Uhr) mit anschließendem Empfang, schließlich zum Abschluss um 18.30 Uhr das Marienlob im Schein von 500 Kerzen.
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1 – 1968 – Fertig! Es war ein starkes Stück Arbeit, das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: Tradition und moderne Architektur im Gleichklang (Repro: Ferdi Seidelt).
2 – 1970 – Die junge St. Marien-Kirche und der Kindergarten im Rohbau – vorne in der „Z“-Kurve zu sehen der noch stattliche Hülsenhof (Repro: Ferdi Seidelt).
3 – 1971 – Der Kindergarten (rechts vom Glockenturm) wird am 1. April 1971 eingeweiht, der Hülsenhof vis-a-vis in Schutt und Asche gelegt (Repro: Ferdi Seidelt).
4 – 2013 – Am Sonntag, 5. Mai 2013, segnet Pfarrer Andreas König die Marien-Grotte. Charmant, am Freitag, 5. Mai 1967, feierte die Gemeinde in spe das Richtfest ihrer Kirche (Foto: Ferdi Seidelt).
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Zechen-Gedenken mit fulminanter Festwoche
Verfasst am: 2018-09-12 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt (3), Archiv (3)
Das Gewummere ist ohrenbetäubend. Baggerführer Michael Hass hat den großen Meißel eingespannt. Die Halbkreis-Mauer und die Beton-Fundamente der Loren wehren sich, müssen weg. Als acht Kubikmeter Schutt im Container liegen ist das Bergbau-Denkmal an der Hochstraße in Bergheim endgültig Geschichte. Nach 29 Jahren hat Gelände-Sponsor Gerhard Hilbrans sein Land wieder.
Während es hier zum Abschied noch einmal richtig laut wurde, wird an zwei anderen Standorten eher leise gewerkelt. Gleich um die Ecke, an der Bergheimer Straße, hat die Handwerker-Crew fast fertig, ein wenig Arbeit noch am Stollen, dann ist gut! Auf der Wiese vor dem alten Rathaus in Rumeln-Kaldenhausen zaubern derweil Heinz Billen, Walter Stärk und zwei Profi-Putzer die geologischen Schichtungen an die Wände. Für beide Projekte gilt: Wenige Tage vor der Übergabe an die Bevölkerung werden typische Straßenschilder aufgestellt, erklärende Bleche an das Denkmal-Gebilde geschraubt und kleine Lern-Plaketten platziert.
Bemerkenswert: Zur Fertigstellung der Denkmäler wird es eine fulminante „Festwoche der Steinkohle Rheinhausen/Rumeln-Kaldenhausen“ geben, dazu das Bau-Tagebuch und die Chronik der Zeche Fritz als Festschrift. Der Ausrichter, der „Arbeitskreis Bergbau-Gedenken Zeche Wilhelmine Mevissen/Zeche Fritz“ mit Abdullah Altun, Heinz Billen und Ferdi Seidelt an der Spitze formulieren ihr Anliegen und den Geist der Woche mit Hingabe: „Respekt und Anerkennung - Wir sagen Danke!“
Begonnen werden die Ehrentage am Samstag, 22. September, auf dem Gelände der Firma Abdullah Altun in Bergheim mit einem Festakt. Direkt an der Bergheimer Straße 121 wird ein Stollen mit „Hunt“ (Förderwagen) zu sehen sein, zur Übergabe-Feier spielt der Knappenchor Rheinland.
Weitere Veranstaltungen steigen am Dienstag, 25. September, und Mittwoch, 26. September, im Kulturspielhaus Rumeln, Dorfstraße 19. Jeweils ab 18 Uhr wird es einen Festvortrag von Heinz Billen über den „Bergbau in Rumeln-Kaldenhausen, Schacht Rumeln 1937 bis 1973“ geben, am Dienstag musiziert dazu das Rheinpreussen-Orchester, am Mittwoch gibt es als Zugabe eine Talkshow („Diergardt, Mevissen, Niederberg“). Karten zum Benefiz-Preis von 3 € (zugunsten der Kulturförderung Rumeln-Kaldenhausen) sind erhältlich ab sofort in der Musikschule Rumeln, Dorfstraße 19; bei Reisen Klatt, Dorfstraße 62d, und bei der IGBCE Rumeln-Kaldenhausen, Franz-Liszt-Straße 87 (Jürgen Choinowski).
Am Donnerstag, 27. September, steht die Bergbausammlung, Auf dem Berg 9, in Bergheim mit einem „Tag der Offenen Tür“ im Mittelpunkt des Interesses. Führung, Ansprache, Gespräche; es lädt ein die Rheinhauser Bergbausammlung. Die Leitung hat Wilfried Brücksken, ehemaliger Reviersteiger und heute vielgefragter Vorsitzender des musealen Fördervereins.
Mit einem kleinen Volksfest wird am Samstag, 29. September, 11 Uhr, auf der Grünfläche vor dem ehemaligen Rathaus Rumeln-Kaldenhausen die Festwoche beendet und Billens Meisterwerk enthüllt. Die Gastgeber fahren ausreichend Speis und Trank auf, ein Dank geht hier an Evangelische Altenhilfe, Rewe und Trinkgut Kolo. Grußworte, Gespräche und kräftiger Männergesang durch den Knappenchor Rheinland bilden die Spur – dann ist auch das Rumeln-Kaldenhausener Bergbau-Memorial on air.
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1 – Am 1. September 1989 wurde das Bergbau-Denkmal an der Hochstraße, Ecke Schauenstraße in Bergheim mit vielen Emotionen eingeweiht. Geschaffen von Bergleuten, erinnerte es an die Rheinhauser Zeit von 1912 bis 1973 (Foto Bergbausammlung).
2 – Am 30. August 1989 rüsteten die Denkmal-Macher zur Einweihungsfeier am Standort Hochstraße. Am 30. August 2018 räumte Michael Hass die letzten Betonbrocken weg. Nach genau 29 Jahren war das Denkmal Geschichte (Foto Ferdi Seidelt).
3 – Endspurt am Denkmal-Gebilde in Rumeln – Heinz Billen zieht alle Register seines Könnens. Die geologischen Schichtungen samt Flöz Finefrau wollen möglichst anschaulich dargestellt werden. Ein Verputz der ganz besonderen Art (Foto Ferdi Seidelt).
4 – Während Heinz Billen sich auf die Schichtungen über dem Flöz konzentriert, zeigt Steiger Walter Stärk, wie am Denkmal die Kohle-Lagerstätte dargestellt wird. Zu sehen ist eine Giebelseite, die Flöz wirkt so dreidimensional (Foto Ferdi Seidelt).
5 – Der Knappenchor Rheinland blickt auf Wurzeln bis ins Jahr 1932 zurück! Seine Auftritte mit zur Zeit etwa 35 Sängern in der traditionellen Knappentracht bilden immer wieder den Höhepunkt verschiedener Veranstaltungen (Foto Knappenchor Rheinland).
6 – Das bergmännische Rheinpreussen-Orchester, das Werksorchester der RAG, muss eine spannende Aufgabe meistern – es muss ab 2019 fortbestehen ohne laufenden Betrieb eines „Werks“ und entsprechenden „Dienstmusiken“ (Foto Rheinpreussen-Orchester).
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