Schrottimmobilie nach 30 Jahren passé!
Verfasst am: 2018-07-12 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt
Geschafft! Ziemlich genau drei Jahrzehnte haben die Bürger der Ulmen-, Birken- und auch Ringstraße diese Nachricht herbeigesehnt – jetzt ist soweit: Die Kaldenhausener Bauruinen in ihrem Viertel gehören bald der Vergangenheit an! Nach „diskreten, engagierten und zielführenden Gesprächen“ wurde etwas möglich, woran sich eine ganze Generation von Verwaltungsexperten und Volksvertretern vergeblich versucht hatte: Die Schrott-Immobilien Birkenstraße 71, 73 und 75 sowie die Ladenzeile Ulmenstraße 5 bis 13 haben einen neuen Besitzer, werden abgerissen und durch zeitgemäße Stadthäuser ersetzt.
Die Vorgeschichte: Die Gebäude wurden in den späten 50er Jahren als ergänzender Teil der so genannten „Polensiedlung“ hochgezogen. In den beiden Häusern wohnten knapp 40 Familien. In den ersten Jahren fühlten sich die Mieter dort sehr wohl. Insbesondere das bunte Treiben in der vorgelagerten Ladenzeile mit dem „dicken Rohde“, der umtriebige Gastronom der „Ulmenwirtin“, dem Lebensmittelladen (zuerst „VIVO“, zuletzt „Götzen“), dem kleinen Elektrogeschäft und der Arztpraxis von „Frl. Weber“ (sie bestand auf „Fräulein“) sorgte für ein kurzweiliges und fröhliches Miteinander, wie Maria Bellmer geb. Nuck als eine der ersten Bewohnerinnen berichtet. Doch schon in den 80er Jahren wollte hier niemand mehr wohnen. Die Wohnungen, 1983 aus der Kun-Konkurs-Masse an eine Wuppertaler Firma verkauft, verfielen zunehmend, das Verhältnis Vermieter/Mieter geriet komplett aus den Fugen. Zuletzt lebten dort nur noch wenige Sozialhilfeempfänger. Vor ziemlich genau 30 Jahren zogen die letzten Mieter aus, Zwangsräumung.
Was hat man seitdem nicht alles schon versucht, um den Schandfleck zu beseitigen und auf dem verwaisten Grundstück eine lockere Wohnbebauung zu realisieren! Die Initiativen, Anfragen und Anträge sind kaum noch zu zählen, die über die Parteigrenzen hinweg ins Werk gesetzt wurden. Es wurde sogar mit einer Rückbau-Anordnung nach dem Bundesbaugesetzbuch gedroht, doch umsonst, der „städtebauliche Skandal“ blieb.
Jetzt also ist die Kuh vom Eis. Die Eigentümer und der Bauträger machten am 5. Juli den Grundstücksverkauf notariell fest. Bereits am Dienstag, 24. Juli, 16 Uhr, werden die umliegenden Bewohner zu einem Gläschen Bier eingeladen (natürlich vor der Ulmenwirtin!), bevor der Bauzaun errichtet und zuerst einmal das Gelände gerodet wird. Thomsen: „Wir wollen von Anfang an die Nachbarn über die neuen Besitzverhältnisse und unsere Pläne informieren.“
Für das Gelände und auch das benachbarte Grundstück der ehemaligen Friedrich-Fröbel-Sonderschule (Leerstand seit 2010) hat der Rat der Stadt Duisburg am 18. Mai 2017 erneut einen den Umständen entsprechenden Bebauungsplan (Nr. 1243) aufgestellt, insgesamt stehen hier für den Wohnungsbau rund 17.000 qm zur Verfügung. Auf einer Bürgeranhörung und in Gesprächen mit Politik und Verwaltung fand ein Bebauungsvorschlag von Steinbau-Architekt Heinz Dahmen bereits regen Anklang. „Wir brauchen jetzt möglichst rasch eine Abrissgenehmigung und einen genehmigungstechnischen Weg, damit wir schnell mit den Arbeiten beginnen können“, sagt Thomsen.
Zu den Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 - Diese Skyline „erfreut“ seit 30 Jahren die Bewohner und Besucher der Ulmenstraße – nicht gerade förderlich für den Wert der dortigen Immobilien. Foto: Ferdi Seidelt
2 - Das Horrorhaus von Kaldenhausen ist alles andere als sicher! Von den Brüstungen fallen Verblendungen und Betonbrocken ungefragt nach unten. Foto: Ferdi Seidelt
3 - Der Eingangsbereich Birkenstraße 75 - hier gab es 25 gepflegte Familien-Wohnungen, doch das sollte sich bald ändern. Foto: Ferdi Seidelt
4 - In der „Ulmenwirtin“ residierte der „dicke Rohde“, einmal im Jahr erfreute ein Schützen-Umzug mit Blasmusik und Trachten. Foto: Ferdi Seidelt
5 - Von der Kneipe noch mit am besten erhalten ist die Werbung – in den 60er Jahren floss Dortmunder Thier Bier aus dem Zapfhahn. Foto: Ferdi Seidelt
6 - Dieses durch dichtes Gestrüpp nicht mehr von außen einsehbare Fenster hatten ungebetene Gäste gewaltsam geöffnet, um in das Gebäude zu gelangen. Foto: Ferdi Seidelt
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Macht endlich Tempo, jeder Tag zählt!
Verfasst am: 2018-07-11 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt
Das ist schon ein verrücktes Dingen! Da forderte eine politische Kraft im Duisburger Stadtrat am Montag, 2. Juli, Oberbürgermeister Sören Link in Sachen Cölve-Brücke „zum Handeln“ auf, um „ein Signal nach Moers“ senden zu können. Die Nachbarn nämlich würden in ihrer Stadtrat-Sitzung am Mittwoch, 4. Juli, über eben die Cölve-Thematik reden. Daraus wurde indes kein parlamentarisches Ruhmesblatt, sondern ein doppelter Rohrkrepierer. Zum einen lehnten in Duisburg die Volksparteien die Forderung ab als „Schauantrag“, da Link die entscheidenden Dinge schon in trockenen Tüchern haben würde. Zum anderen beschäftigten sich die Moerser zwei Tage später in ihrer Ratssitzung überhaupt nicht mit der Cölve-Brücke! Wie das?
Nun, es ist Fakt, dass Link und sein Verwaltungsvorstand eine finanzielle Beteiligung der Stadt an den Kosten für die Errichtung und den Betrieb einer Behelfsbrücke beschlossen und das per Pressemitteilung veröffentlicht hatten (wir berichteten). Das diesbezügliche Begehr der Stadt Moers flatterte übrigens jetzt am Freitag auf den Tisch des zuständigen Dezernenten Carsten Tum, eine diesbezügliche Bestätigung dürfte stande pedes retour gegangen sein.
Zum anderen war die anstehende Arbeit, rasch die Details und genauen Kosten für einen Baubeschluss zu ermitteln, gar kein Thema für den Moerser Stadtrat! Die Entscheidungshoheit hat in dieser Frage der „Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt“ – und der tagte und beschloss verbindlich bereits am 14. Juni wie folgt: „Der Ausschuss nimmt die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung/ENNI mit der Planung der Behelfsbrücke sowie der Portalrahmen unter der Voraussetzung, dass sich die Stadt Duisburg hälftig an den Kosten beteiligt.“
„Wie geht es möglichst rasch weiter?“ war denn auch die zentrale Frage einer Informationsveranstaltung am vergangenen Donnerstag im Bergheimer Gemeindehaus „Auf dem Wege“, wo 70 Bürger engagiert die Fakten von allen Seiten beleuchteten. „Moers hat verstanden, kann nicht mehr zurück“, formulierte knackig Heinrich Walpersdorf, der die Machbarkeit einer Behelfsbrücke schon im Januar festgestellt hatte. Ud zähneknirschend miterleben musste, wie Experten ein halbes Jahr brauchten, um dies erneut zu verkünden. Volle Kampfkraft kam von Doris Goebel: „Die Politiker sind seit Jahrzehnten nicht aus dem Quark gekommen. Wir müssen laut bleiben und immer wieder auf die Straße gehen!“
Die nächsten Schritte dürften wie folgt aussehen: Der federführende Moers-Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt tagt am 6. September. Ihm obliegt es, einen beschlussfähigen Bauantrag zu beschließen und für den Moerser Stadtrat am 26. September vorzulegen. Hartmut Hohmann, der Ausschuss-Chef, hat dies zumindest in Gesprächen mit Rheinhauser Parteifreunden so ausgeführt. Wenn dann noch der Duisburger Stadtrat am 1. Oktober der finanziellen Beteiligung wie gewünscht seinen Segen gibt, kann es mit den Behelfsbrücke-Arbeiten losgehen.
Auch hier hat die Bürgerinitiative konkrete Forderungen entwickelt. Auf keinen Fall dürfen die genannten Zeiten der einzelnen Bauabschnitte nur addiert werden. Dann käme eine Bauzeit von 13 Monaten zusammen. Walpersdorf, Freerk Kiesow und Reiner Friedrich berichteten aus ihrer beruflichen Erfahrung, dass hier durch paralleles Arbeiten und vorausschauendes Handeln eine wesentliche Verkürzung der Bauzeit möglich sei! Erstmals, so die Prognose, könne die Brücke im Hochsommer 2019 befahren werden.
Zu unseren Bildern:
1 – Doris Goebel ist der Motor, das Getriebe und die Gangschaltung der Bürger- und Geschäftsleute-Initiative „Cölve – Behelfsbrücke jetzt“.
2 – Engagierte Menschen sind gut für die Demokratie. Und noch besser für eine Bürgerinitiative, die so möglichst stark daher kommt.
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