Zechen-Mini-Museum als tolle Team-Leistung!
Text: Ferdi Seidelt, Wochenanzeiger – Fotos: Ferdi Seidelt
Auch das Bergbau-Denkmal vor dem ehemaligen Rumeln-Kaldenhausener Rathaus ist nicht „vom Himmel gefallen“. Am Anfang stand die Idee, den Stadtteil erstmals mit einem Zechen-Gedenken zu versorgen. Schließlich prägte der Bergbau die Doppelgemeinde von 1937 bis 1973, in der Spitze arbeiteten über tausend Mann für den Schacht Rumeln. Aber außer einigen wenigen Straßenschildern erinnerte nichts im Ort an die Maloche unter Tage.
Der Rumeln-Kaldenhausener Heimatfreund Heinz Billen war sofort Feuer und Flamme. Doch die beiden in Bergheim „geraubten“ Förderwagen in Rumeln-Kaldenhausen nur neu aufzustellen, war nicht sein Dingen, er dachte kühn an ein Kohle-Mini-Museum. Der Bergheimer Tiefbau-Unternehmer Abdullah Altun, lediglich gebeten, die Loren zu transportieren, hatte auch eine Idee, er wollte ebenfalls. So bekam jeder eine Lore, ein Stück Schiene – und einen kompletten Stollen aus der Billen'schen Kreativschmiede. Sogleich ging es an die Arbeit!
Als Erstes wurden von den Ex-Steigern Wilfried Brücksken und Walter Stärk die den Stollen stützenden „Deutsche Türstöcke“ gefertigt. Mit extra aus Bayern importiertem Grubenholz, nach traditioneller Bauart und mit original „Gezähe“ (Bergmannswerkzeug). Wenig später zog Landschaftsgärtner Michael Hass quer durch die Wiese tiefe Rinnen, in die Elektromeister Fritz Ketzer sogleich Erdkabel verlegte. Später sorgte der Strom-Profi dafür, dass die Anschlüsse, Schalter, Dosen und Beleuchtungskörper fachgerecht installiert wurden. Dank der großzügigen Spende von Arne Thomsen, Chef des Bauträgers Steinbau, wurden ausreichend Steine für den „Rohbau“ zur Verfügung gestellt. Auch der später benötigte Beton-Rähm und der Grundputz gingen auf den Zettel der Häuser-Bauer. Dann der Besuch bei Sabine Bongartz. Die „Raumwerk“-Chefin wuchtete gerne einen großen Eimer Wetterschutz auf die Theke, das Türstöcke-Holz schluckte die Lasur wie Jupp das Bier anne Bude.
Auch Dachdeckermeister Frank Rentzsch ließ sich nicht zweimal bitten und stellte durchwurzelungsfeste Spezialbitumen-Schweißbahn und das fachliche Equipment zur Verfügung. Wenig später rückten für die Dachbegrünung die Garten-Profis Kay und Udo Moldenhauer an und legten ein Substratgemisch für Moose, Sukkulenten, Kräuter und Gräser auf. Die Vorderfront und die Giebelseiten wurden mit hoher handwerklicher Kunst von Heinz Billen zu einer geologischen Schichten-Schau geformt. Mittendrin das Objekt der Begierde, das etwa 70 Zentimeter hohe Kohle-Flöz Finefrau. Unterdessen lieferte Werbe-Profi Thomas Michels eine Reproduktion eines raren Untertage-Wegweisers an, den geldwerten Clou jedoch steuerte Kurt Jährig, Eigner der Verkehrstechnik NRW, bei. Er spendierte den Bergbau-Freunden Reproduktionen der im Ort vorhandenen Straßenschilder, eine Informationstafel und etliche Erklär-Schildchen für die Bestandteile des hölzernen Stollenausbaus (Stempel, Kappe, Spreize, Verzug) sowie diverse Accessoires untertage.
Derweil hatte auch die nicht am Bau beteiligte Kolonne alle Hände voll zu tun. Tim Pügner dresste sein Kulturspielhaus zwei Tage lang auf Zeche und richtete zwei stimmungsvolle Kumpel-Abende aus. Hendrik Johann von REWE Rumeln förderte nicht nur das Festheft zutage, sondern spendierte für die Einweihungsparty das Grillgut. Marco Kolo von trinkgut Rumeln wiederum war so frei und sorgte für die Getränke. Bleibt zu berichten von Veranstaltungsmeister Heinz Schäfer, dessen Großzelte „für alle Fälle“ genauso für Schutz sorgten wie die von Gelände-Geber Peter Leuker (Geschäftsführer Evangelische Altenhilfe) und von IGBCE Rumeln-Kaldenhausen-Chef Stephan Kosin. Nicht vergessen werden darf der Berichterstatter den Einsatz der Bauträger Annette Drifte und Till Brink, die für „Klar Schiff“ am gefledderten Standort in Bergheim sorgten. Also dort, wo alles begann.
Der Gesamtzusammenhang: Links vom Zechen-Gedenken steht seit 2016 die Rumeln-Kaldenhausener Wappenwand. Rechts von ihm sind in den kommenden Jahren weitere Orts-Memorials geplant, ein kleines Freilichtmuseum entsteht. Der Standort und die Anordnung sind bewusst so gewählt worden, damit möglichst viele Menschen Anteil an der Geschichte der ehemaligen Doppelgemeinde nehmen können. An den Rückseiten der Exponate sind Sitzbänke und werden weitere Darbietungen platziert, so dass die Senioren, die den dortigen Laufweg benutzen, ebenfalls Freude an den Arbeiten haben. So wird die Rückwand des Bergbau-Denkmals noch mit einem großflächigen Zechen-Gemälde, alten Bildern und in der Bank-Nische einer wetterfesten Grubenleuchte ergänzt.
Zu den Bildern (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – Pflegedienstleister Lars Wolfgang Fruth (die Wiese gehört der Evangelischen Altenhilfe), Landschaftsgärtner Michael Hass und Bauleiter Heinz Billen (vl) am Kabel-Graben.
2 – Sieht zwar noch ein wenig unübersichtlich aus, doch Elektromeister Fritz Ketzer verstromt das Gelände mit Übersicht – insbesondere das Bergbau-Denkmal.
3 – Ein eingespieltes Team und zwei gute Freunde, die sich gerne mal frotzeln (wie unter Bergleuten üblich), links an der Grubensäge Walter Stärk, rechts Wilfried Brücksken.
4 – Wofür die Natur hunderte von Millionen Jahren brauchte bilden Heimatforscher Heinz Billen und ein Putzer der Steinbau innerhalb von einem Tag nach.
5 – Dem Mini-Museum auf den Kopf geschaut. Das Substratgemisch für Moose, Sukkulenten, Kräuter und Gräser sorgt schon bald für ein grünes Dach.
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