Bauverein Rheinhausen – auch beim Feiern top!
Verfasst am: 2019-08-19 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Bauverein Rheinhausen
Wohnungsgenossen feierten „100 Jahre“ - Seemann: „Nach wie vor unverzichtbar!“
Engagiert, nachhaltig und bescheiden zugleich. So wie in den vergangenen 100 Jahren verliefen jetzt auch die Feierlichkeiten des Bauvereins Rheinhausen. Zuerst wurde es in der gut gefüllten Rheinhausen-Halle offiziell. Eingerahmt von den gewohnt witzigen Darbietungen der Rheinhauser Kult-Musiker „Pfropfen“ wurden Ehrengäste gleich im Dutzend begrüßt. Die Granden des Bauvereins, die von Duisburg-Bürgermeister Volker Mosblech angeführten Repräsentanten aus Duisburg und Moers, die Wohnungswirtschaft der IHK, befreundete Wohnungsunternehmen, viele geschäftlich verbundene Unternehmen und Partner sowie, natürlich, die Mietervertreter.
Besonders hervorgehoben wurde die Organisation Gänseblümchen-NRW, für die der Bauverein zum Jubiläum um eine Spende gebeten hatte. 10.000 € kamen auf diese Weise zusammen. Das Ziel der gemeinnützigen Einrichtung ist es, an Krebs erkrankten Kindern und deren Familien zu helfen und sie zu unterstützen.
In seiner faktenreichen Festrede beschrieb Vorstandsvorsitzender Volker Seemann das Gründungsjahr, in dem der freie Wohnungsmarkt offenkundig versagte, sodass er durch die Einführung der „Wohnungszwangswirtschaft“ außer Kraft gesetzt werden musste. Dazu gehörten Instrumente wie Mieterschutz, staatliche Mietpreisregelungen, öffentliche Wohnungsbauförderung und das Wohnungsmangelgesetz, mit dem Zwangseinquartierungen weiter zugelassen und die Altbaumieten auf Vorkriegsniveau eingefroren wurden. Die gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften avancierten zu wichtigen Partnern des Staates, wurden von der Körperschaftsteuer befreit und durften ihre Mieten unabhängig vom Reichsmietengesetz gestalten.
Nach Ende der Weimarer Republik und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Gleichschaltung in vielen Lebensbereichen betrieben. Das betraf auch die Wohnbau-Genossenschaften, doch die Bauvereine Rheinhausen und Friemersheim wehrten sich mit allen Mitteln erfolgreich gegen eine Verschmelzung.
Es folgten die Nachkriegsjahre mit Wiederaufbau und dann dem Wirtschaftswunder – es wurde gebaut, was die Maurerkellen hergaben. Ein Handicap der besonderen Art gab es Ende der 80er Jahre, als der Staat aufgrund des ausgeglichenen Wohnungsmarktes die Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen per Artikelgesetz abschaffte.
Auch für die „nächsten 100 Jahre“ hatte der Bauverein-Kapitän eine Botschaft parat: In Duisburg seien nur 76 Prozent des Wohnungsbedarfs an Neubauten gedeckt, im Visier müsse der Bauverein haben den demographischen Wandel, den Klimawandel, die Digitalisierung und das nachhaltige Wirtschaften mit knappen Ressourcen.
Tags drauf regierte dann das „Hier und Jetzt“. Der Bauverein hatte mit viel Liebe im Volkspark eine kleine Zeltstadt aufgebaut, über 2000 Menschen gaben sich hier ein sonntägliches Stelldichein. Abwechslungsreich das Programm, es musizierten bei bestem Wetter die bereits erwähnten Blödelbarden, der Männer- und Frauenchor Rumeln und die landesweit bekannten „Musical Kids“.
In vielen Gesprächen wurden immer wieder die Tugenden deutlich, denen sich die Genossenschaft auch heute noch verpflichtet fühlt: Gemeinnützigkeit, Rechtschaffenheit und Treue.
Die Bauverein Rheinhausen eG wird im Jubiläumsjahr geführt von Volker Seemann, Frank Gehrke und Birgit Lehnert, Aufsichtsratsvorsitzender ist Klaus Fischer. Die Genossenschaft betreut 3.250 Wohnungen und 90 gewerbliche Einheiten in Rheinhausen, Rumeln-Kaldenhausen, Friemersheim, Asberg und Schwafheim.
Zu unseren Fotos (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – In einer lehrreichen und kurzweiligen Festrede betonte Volker Seemann den Stellenwert der genossenschaftlich handelnden Bauvereine einst und jetzt.
2 – Die Blödelbarden von „Pfropfen“ sind zwar noch nicht 100 Jahre alt, aber Rheinhauser Urgesteine wie die beiden Bauvereine auch.
3 – Duisburg-Bürgermeister Volker Mosblech führte eine große Anzahl an Vertretern aus Politik und Verwaltung der Städte Duisburg und Moers an.
4 – Vor der Konzertmuschel im Volkspark Rheinhausen gaben sich über 2000 Menschen ein Stelldichein – ein Zeichen für den Stellenwert des Bauvereins.
Klicken Sie auf ein Bild um es zu vergrößern und weitere Bilder zu sehen.
Kohle-Gedenken – Lore wie aus dem Lehrbuch!
Verfasst am: 2019-08-14 • Autor: Ferdi Seidelt • Fotos: Ferdi Seidelt
Als im vergangenen Jahr für den deutschen Steinkohlenabbau Schicht im Schacht war, schaut der Duisburger Westen nicht tatenlos zu. Die umtriebigen Zeiten von Rheinpreußen, Diergardt und Mevissen sind zwar seit plus/minus 50 Jahren vorbei, doch die Erinnerung lebt. So entstehen zwei schmucke Open-Air-Stollen. Einer wird in Bergheim (22. September), einer in Rumeln-Kaldenhausen (29. September) zur Erinnerung an die Zeche Wilhelmine-Mevissen/Schacht Rumeln eingeweiht.
Dann am 21. Dezember 2018 vor dem Denkmal Rumeln der geschichtsträchtige letzte Schnaps des Arbeitskreises Bergbau-Gedenken. Derweil renoviert Dagmar Hartmann den historischen Standort „Futterkrippe am Markt“, den sie ab 2. Mai 2019 als „Rumelner Dorfküche“ betreiben wird. Auf den Tischen liegen Briketts als Speisekartenhalter, Ex-Bergmann Walter Stärk besorgt seltene Utensilien von unter Tage. Eine 124 Jahre alte schlagwettergeschützte Benzinlampe von Friemann & Wolf (Zwickau), ein Grubentelefon von Funke + Huster aus Herne, ein RAG-Helm mit Batterie-Lampe… Die Gaststätte zeigt sich als kleine Zechen-Ausstellung.
Am 30. Juni 2019 ist auf der Rückseite des Rumeln-Kaldenhausener Open-Air-Museums ein herrliches Gemälde von Heimatfreund Heinz Billen fertig. Der Zechenturm am Volkesberg plus jede Menge Natur anno 1937. Die IGBCE Rumeln-Kaldenhausen übernimmt die Kosten. Unterdessen hat die Politik im Rathaus Rheinhausen verfügt, dass die Fußgängerampel Asterlager Straße in Höhe der ehemaligen Diergardt-Verwaltung Bergmänner aufs Glas bekommt. Bezahlt wird der Eyecatcher aus dem Etat zur „Pflege des Ortsbildes“.
Kaufmann Rolf Feldkamp wiederum hat mit Hilfe der Rheinhauser Bergbausammlung nicht nur seinen REWE-Laden in Bergheim auf Kumpel dekoriert, draußen steht eine schmucke Lore – Glück auf! Die ehemaligen Kumpel in der Nähe liegenden Siedlung werden es gerne zur Kenntnis nehmen.
Den Vogel aber schießt Familie Schmidt vom Nebenacker in Rumeln ab. Material aus den Anfängen des Steinkohlebergbaus, Form-8-Schienen, etwas Schotter, eine 1000-l-Beule, abends zur Illuminierung schlagwettergeschützte Korblampen. An den Seiten der Lore sind die Insignien der Bergleute zu sehen. Aber nicht etwa nur aufgepinselt, sondern kunstvoll gefertigt aus Eisen.
Wie das alles? Jürgen Schmidt erinnert sich. Der „Hunt“ steht zuerst am Karl-Matull-Platz in Rumeln. Da gehört er ihm, dem Obersteiger und späteren Betriebsführer, der schon mit 14 für den Pütt ausgebildet wurde. Irgendwie wandert das gute Stück nach Dormagen, wo Sohn und Elektrohauer Michael mittlerweile wohnt. Seine Visitenkarte: 22 Jahre unter Tage. Als es die Familie zurück nach Rumeln zieht, ist der 1000-l-Eimer natürlich mit im Gepäck. Der Rest funktioniert wie am Schnürchen: Die Schmidts, unterstützt von den Nachbarn Hans-Detlev Daun und Karl-Heinz König, wuppen jetzt im Juli das liebevoll restaurierte Andenken auf die Schiene, bepflanzen es und laden den Arbeitskreis Bergbau-Gedenken mit Abdullah Altun, Heinz Billen, Ferdi Seidelt und Walter Stärk zur Übergabe.
Altun: „In Respekt vor Eurer Arbeit spendiere ich Euch gerne noch ein, zwei Tonnen Gleisschotter.“ Billen: „Schade, dass dieses kleine Kunstwerk nur in einer Nebenstraße steht.“ Seidelt: „Rumeln-Kaldenhausen liebt und lebt seine Vergangenheit.“ Und Walter Stärk: „Ich bin hin und weg, was die Schmidts da auf die Schienen gestellt haben.“ Dann wird gegrillt und so manches Bierchen gezischt. Es ist kein Zufall, dass in dieser Zeit ein Passant spontan zum Handy-Fotoapparat greift. Eine Szene, die in den letzten Tagen und Wochen zum Alltag des Schmidt'schen Vorgartens gehört. Mit und ohne vorher angeklingelt zu haben…
Unsere Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken):
1 – Gruppenfoto mit Lore (sitzend von links): Kim Schmidt, Michael Schmidt, Heinz Billen, Martina Endres, Abdullah Altun, Gattin Gönül; stehend von links: Sandra Schmidt, Hans-Detlev Daun, Karl-Heinz König, Ineke Schmidt, Jürgen Schmidt und Walter Stärk.
2 – Das Mini-Museum „Schacht Rumeln“ hat jetzt eine höchst attraktive Rückseite. Allrounder Heinz Billen fertigt in Kooperation mit der IGBCE Rumeln-Kaldenhausen dieses Gemälde und macht mit dem letzten Pinselstrich gleich eine Sitzprobe.
3 – Walter Stärk übergibt Gastronomin Dagmar Hartmann ein Grubentelefon, einen RAG-Helm und eine schlagwettergeschützte Grubenlampe. In der „Rumelner Dorfküche“ wird der Gast mit vielen Ideen an die Geschichte des Steinkohle-Bergbaus erinnert.
4 – Walter Stärk (Arbeitskreis Bergbau-Gedenken) muss sich mal melden! Dieses schwere Untertage-Telefon von Funke + Huster (Herne) aus dem Jahr 1951 funktioniert nur noch bedingt, zeigt aber, dass im Pütt Kommunikation lebensnotwendig war.
Klicken Sie auf ein Bild um es zu vergrößern und weitere Bilder zu sehen.
Navigation
Letzte Artikel, Archiv
- Artikel Archiv
- Weihnachtsmarkt Nr. 1 des Rumeln...
- Glasfaser-Krieg in Rumeln-Kalden...
- Geschichtswerkstatt RK startet d...
- 90 Jahre Gemeinde und ein neuer ...
- Sommerfest mit Akzenten und ab 1...
- Glasfaser-Endspurt in Rumeln-Kal...
- RTV-Kicker zeigt Krebs die Rote ...
- Waldborn – eine Gastro-Legende i...
- Bienen live: Treffen der Wilden ...
- Drachenboote für Spaß, Spannung,...
TV-Filme
- Absage Weihnachtsmarkt 2020
- Bergbau-Denkmal (Langfassung)
- Bergbau-Denkmal RK 2018 (WDR)
- Wappeneinweihung (Langfassung)
- Wappeneinweihung (1. 7. 2016)
- Imagefilm Runder Tisch 2015
- Sommerfest 2014
- Imagefilm Runder Tisch 2013
- Lichterabend/Weihnachten 2013
- Beitrag Lichterabend 2013
- Beitrag Weihnachtsmarkt 2013